Jakob Knab zur Lent-Kaserne Der ehemalige Gymnasiallehrer Jakob Knab aus Kaufbeuren ist Gründer und Sprecher der “Initiative gegen fa lsche Glorie”, schon in den frühen 1990ern engagierte er sich unter anderem für die Umbenennung der Dietl-Kaserne in Füssen, und erhielt deswegen Morddrohungen. Für Jakob Knab ist völlig klar: Von den Wehrmachtsoffizieren, nach denen die sieben Kasernen benannt sind, ist “kein einziger traditionswürdig für die Bundeswehr”. Und neben Rommel ganz besonders nicht Helmut Lent. Der war als einer der erfolgreichsten deutschen Jagdflieger des Zweiten Weltkrieges auch interessant für die NS-Propaganda, in deren Dienst er sich mit viel Einsatz stellte. Bis kurz vor seinem Tod im Oktober 1944 verbreitete er eifrig Durchhalteparolen und Endsieg-Floskeln, etwa dass deutsche Soldaten “in leidenschaftlicher und fanatischer Weise bis zum letzten Blutstropfen kämpfen” sollten, und wurde auch von Reichsmarschall Hermann Göring für sein “unvergängliches Heldentum” gelobt. Dass dieses Heldentum unvergänglich bleibt – dafür gibt es in Rotenburg einen aktiven Unterstützerkreis – der möglicherweise sogar in die Kreise der aktiven Soldaten hineinreicht. “Skandal-Kaserne” in Rotenburg Dass so jemand kaum als Traditionsstifter taugt, findet nicht nur Jakob Knab , sondern seit 2013 auch das Militärgeschichtliche Forschungsamt (MGFA) in Potsdam. In Rotenburg sieht man dies offenbar anders. Dort haben sich als Reaktion auf von der Leyens Ankündigung gerade erst die Soldaten der Kaserne für eine Beibehaltung des Namens ausgesprochen. Nicht allein deswegen betrachtet Knab sie als “die eigentliche Skandal-Kaserne“. Es ist nur das jüngste Kapitel einer schon lange andauernden Kontroverse, um nicht zu sagen, einer Posse. 1964 erfolgte die Namensnennung auf Betreiben von Lents früherem Vorgesetzten, Josef Kammhuber, der seine militärische Karriere nach dem Krieg als Luftwaffenoffizier der Bundeswehr fortsetzte. Bei einer Überprüfung von Kasernennamen kam das MGFA indes 2013 zum Schluss, dass Lents militärisches Handeln nicht traditionswürdig sei, worauf das Verteidigungsministerium eine Umbenennung forderte. Dem stellten sich sowohl Rotenburgs Bürgermeister Andreas Weber (SPD) als auch der Landrat Hermann Luttmann (CDU) entgegen. Und nun auch die dort stationierten Soldaten vom Jäger-Battallion 91. Da die Bundeswehr versucht, Benennungen möglichst im Einvernehmen mit den Truppen vor Ort und den zuständigen Kommunen vorzunehmen, dürfte dies ein komplizierter Prozess werden. Seit 1995 wurden 16 Bundeswehr-Kasernen umbenannt Die Problematik fragwürdiger Bezüge zur Wehrmacht wurde schon früher gesehen, bereits 1982 reagierte die Bundeswehr mit einem Traditionserlass darauf. Verteidigungsministerin von der Leyen hat nun angekündigt, auch diesen zu modernisieren. Vielleicht müsste er aber einfach nur konsequent angewandt werden. In dem 35 Jahre alten Dokument ist zu lesen: “In der Traditionspflege der Bundeswehr sollen solche Zeugnisse, Haltungen und Erfahrungen aus der Geschichte bewahrt werden, die als ethische und rechtsstaatliche, freiheitliche und demokratische Traditionen auch für unsere Zeit beispielhaft und erinnerungswürdig sind.” Für Jakob Knab ist es im Grunde ganz einfach: “Das Grundgesetz ist die Antwort auf die deutsche Geschichte“, sagt der ehemalige Gymnasiallehrer. Die Wertgebundenheit und das demokratische Selbstverständnis der Streitkräfte darzustellen, das sei folglich “die Grundlage der Traditionspflege der Bundeswehr”.
Read More