Emmich-Cambrai-Kaserne Hannover

Emmich-Cambrai-Kaserne Kaserne erhält neuen Namen


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Das Vorgehen, eine Kaserne umzubenennen, ist kompliziert und langwierig. Nach dem Votum der Soldaten musste erst der Inspekteur des Kommandos Streitkräftebasis zustimmen, danach folgte die Genehmigung der Stadt Hannover. „Die Rückbesinnung auf in der Reichswehr und Wehrmacht geltenden Traditionsrichtlinien, zum Beispiel durch Herausstellen militärischer Erfolge in beiden Weltkriegen“ entspreche nicht mehr dem heutigen Wertebezug der Bundeswehr, heißt es dazu im Antrag zur Umbenennung im Verwaltungsausschuss. Tobias Lagenstein als neuer Namenspatron sei eine gute Wahl, da sein Tod als erster im Einsatz gefallener Feldjäger der Bundeswehr „eine besondere Zäsur“ darstelle. Am 11. Januar stimmte der Ausschuss der Umbenennung zu. Die Emmich-Cambrai-Kaserne in Hannover wird also voraussichtlich umbenannt. Sie soll künftig den Namen eines in Afghanistan gefallenen Feldjägers tragen. Die Namensänderung sei beim Bundesverteidigungsministerium beantragt worden, bestätigte die Kaserne am Donnerstag. Gibt das Ministerium seine Zustimmung, wird die Kaserne künftig Hauptfeldwebel-Lagenstein-Kaserne heißen. Wann es so weit sein könnte, sei derzeit aber schwer einzuschätzen. Lagenstein fiel 2011 in Afghanistan Gewünschter neuer Namenspatron der Kaserne ist Tobias Lagenstein. Der mögliche neue Namenspatron Hauptfeldwebel Tobias Lagenstein wiederum war bei der ISAF-Mission in Afghanistan als Personenschützer im Einsatz. Der in Hannover stationierte Feldjäger wurde dabei im Mai 2011 im Alter von 31 Jahren durch ein Sprengstoffattentat im Gouverneurspalast der Stadt Taloqan getötet. Er ist der erste im Einsatz gefallene Feldjäger seit Bestehen der Bundeswehr. Bei dem Anschlag starb auch der 43-jährige Major Thomas Tholi. Generalmajor Markus Kneip, damaliger Kommandeur der 1. Panzerdivision, wurde schwer verletzt. In der Kaserne in Hannover ist die Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr untergebracht. Soldaten stimmten über Umbenennung ab Im Zuge des Skandals um den rechtsextremen Soldaten Franco A. hätten Soldaten der Kaserne in Hannover darüber abgestimmt, ihrem Standort einen Namen ohne Vorbelastung zu geben, berichtete die “Hannoversche Allgemeine Zeitung” am Donnerstag. Der erste Teil des jetzigen Kasernennamens erinnert an den preußischen General Otto von Emmich, dessen Rolle beim deutschen Einmarsch in Belgien im Ersten Weltkrieg umstritten ist. Cambrai ist der Name der nordfranzösischen Stadt, die im Ersten Weltkrieg von deutschen Truppen besetzt wurde und in der es die erste größere Panzerschlacht gab. Die Emmich-Cambrai-Kaserne in Hannover ist eine Kaserne der Bundeswehr, in der jährlich bis zu 7000 Soldaten ausgebildet werden.[1] Die Einrichtung wurde Anfang des 21. Jahrhunderts zu einer der modernsten militärischen Ausbildungsstätten in Europa ausgebaut. Benannt ist die Kaserne nach dem preußischen General der Infanterie Otto von Emmich und der während des Ersten Weltkriegs von deutschen Truppen besetzten französischen Stadt Cambrai. Das Kasernengelände befindet sich an der Vahrenwalder Straße, Ecke Kugelfangtrift im Hannoverschen Stadtteil Vahrenheide. Emmich-Cambrai-Kaserne in den Schlagzeilen Anfang Juli 2017 geriet die Emmich-Cambrai-Kaserne erneut in den Fokus der Medien, nachdem dort mehrere tausend illegal gehortete Patronen im Spind eines Soldaten aufgefunden worden waren. Bislang richteten sich die Ermittlungen ausschließlich gegen den 29-Jährigen, doch dies könnte sich womöglich geändert haben. „Das Lagebild hat sich verkompliziert“, sagt der Bundeswehrsprecher. Details nennt er mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen jedoch nicht. Aufgeflogen war der Munitionsdiebstahl erst, als der 29-Jährige einer Kameradin angeboten hatte, damit zu schießen. Patronen und Granaten hatte er im Spind aufbewahrt. Auch polizeilich sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. „Die Untersuchungen dauern an“, sagt Hannovers Erste Staatsanwältin Kathrin Söfker. Der 29-Jährige wird beschuldigt, gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz verstoßen zu haben. Sowohl die Kaserne und der Haupt- sowie Nebenwohnsitz des Beschuldigten wurden bereits durchsucht. Wann die polizeilichen Ermittlungen abgeschlossen sind und die Akten der Staatsanwaltschaft übergeben werden, ist noch offen. Die Feldjäger stellen mit 1400 Soldaten und Angestellten die größte Einheit in Hannover. Neben der Feldjägerschule in der Emmich-Cambrai-Kaserne ist das Kommando Feldjäger in der Scharnhorst-Kaserne stationiert. Die Bundeswehr hatte den Soldaten unmittelbar nach Bekanntwerden der Diebstähle von seinen Aufgaben entbunden und versetzt. So sollte verhindert werden, dass der 29-Jährige mögliche Spuren verwischt. Warum der Mann die Munition stahl und hortete, ist noch unklar. Der Beschuldigte schweigt zu den Vorwürfen.  

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Neues Schlageter Denkmal in Wardböhmen unweit des KZ Bergen-Belsen

Die gedankliche Verbindung zwischen Schlageter und Lent sind zwei Artikel des Militärhistorikers Wolfram Wette. Der eine handelte vom “Ideal des Freikorps in rechten Kreisen” der andere ging konkret auf die Lent-Kaserne ein und stellte die Frage, was diese Region so besonders macht, wenn die parlamentarischen Gremien mehrheitlich einen NS-Helden als “sinnstftenden Namensgeber” für eine Bundeswehrkaserne wünschen. Die herausragende Gestalt der Freikorps-Mitglieder in der NS-Zeit war sicherlich Albert Leo Schlageter. Kein anderes Mitglied wurde in dieser Weise Reichsweit als Held aufgebaut und mit Denkmälern, Straßen und anderem geehrt. Auch dieser Herr wirkt im Landkreis Rotenburg überdurchschnittlich nach – ähnlich sieht es im Nachbarkreis aus. Das Schlageter Denkmal in Drögenbostel bei Visselhövede im Landkreis Rotenburg hatte schon für Kontroversen gesorgt. Die Tatsache, dass der Verfassungsschutz empfohlen hatte “das Thema ruhen zu lassen” – der Touristikverband jedoch Radwanderkarten neu auflegte, die das Schlageter-Denkmal als Sehenswürdigkeit ausweisen oder das Denkmal in Zeitungen und auf Bildern in Kirchen erscheint, kann schon wundern. Auch die unkommentierte Abbildung einer Gruppe Personen vor dem Denkmal kann verwundern. Schlageter Denkmal in Wardböhmen Ähnlich verwunderlich ist die aktuelle Geschichte des Schlageter Denkmals in Wardböhmen. Dort befand sich süd-östlich des Dorfes im Wald auf dem Schafstallberg ein Schlageter-Denkmal aus den 20er Jahren. Dieses lag nun jedoch auf dem Truppenübungsplatz Bergen. Im Jahr 2012 stellt der Kommandant des Platzes fest: “Albert Leo Schlageter habe keinerlei Beziehungen zur Bundeswehr und stehe nicht in ihrer Tradition” und baute den Stein ab und lagerte ihn auf dem Scheibenhof ein. Doch nur wenige Monate später erschien unweit des Standorts des alten Gedenksteins – jedoch sehr knapp außerhalb des Truppenübungsplatzes ein neuer Schlageter Gedenkstein. Damit dürfte dieser Schlageter Gedenkstein ein Unikum sein – und der neuste Schlageter-Gedenkstein überhaupt und der einzige nach dem Nationalsozialismus jemals errichtete. Nach Aussagen des Grundstückeigentümers wurde dieser im Oktober 2012 errichtet. Dieser hat Humor. Die Celler Zeitung zitiert ihn mit den Worten: “Ich toleriere aber in keinem Fall, dass sich dort eine irgendwie geartete braune Kultstätte entwickelt” – ein Schlageter-Denkmal ist per Definition eine “irgendwie geartete braune Kultstätte” – bereits durch seine Existenz. Wer war Albert Leo Schlageter? Wenn man nicht berücksichtigt, was oder wer Albert Leo Schlageter war, ist solch ein Stein unspektakulär. Schlageter war jedoch eine der ersten Propagandafiguren der Nationalsozialistischen Bewegung. Zu Lebzeiten war Schlageter Mitglied diverser Freikorps – also nichtstaatlicher paramilitärischer Organisationen in den 20er Jahren des letzen Jahrhunderts. Anfang 1921 wurde er Mitglied der “Organisation Heinz”, benannt nach Heinz Hauenstein. Im August 1922 traf sich Hauenstein zusammen mit dem Freikorpsführer Gerhard Roßbach und Albert Leo Schlageter in München mit Adolf Hitler. Thema des Gesprächs war die Ausdehnung der NSDAP nach Norddeutschland. In der Folgezeit entstanden dort zahlreiche NSDAP-Ortsgruppen. Hauenstein gab 1932 an, er sei von Hitler mit der Organisation der NSDAP in Berlin, Brandenburg und Schlesien beauftragt gewesen. Schlageter war er für die “Organisation Heinz” am aktiven Widerstand während der Ruhrbesetzung beteiligt. Die Organisation unternahm die Herstellung von Sprengsätzen und die Sprengung von Bahnstrecken. Nach Hauensteins Rückkehr wurde vor allem Schlageters Gruppe in Essen aktiv bei der „Überwachung und Verfolgung des französischen Spitzeldienstes“. Dazu wurde der Publikumsverkehr der Zentrale der französischen Besatzungsmacht in Essen überwacht. Zivilisten, die dort verkehrten, wurden beschattet, um „Kollaborateure“ und „Verräter“ zu identifizieren. Der Begriff des „Verrats“ konnte im Ruhrkampf dabei jede Art von Kontakten zur Besatzung bezeichnen. „Spitzelabwehr“ bedeutete, dass angebliche oder tatsächliche Spitzel aus dem besetzten Gebiet entführt und der Staatspolizei übergeben wurden. Von deutscher Seite wurden dadurch staatliche Exekutivmaßnahmen an nichtstaatliche Organisationen wie die Organisation Heinz überwiesen, die auch außerhalb der Legalität operierten. Selbstjustiz und Faustrecht nach dem Prinzip der Feme (politische Morde) gegenüber vermeintlichen „Verrätern“ wurden von Polizeibehörden nicht nur geduldet, sondern zum Teil auch befürwortet. So handelte Schlageter nach Ermittlungen der Preußischen Politischen Polizei „in engstem Einvernehmen mit der Essener Polizeibehörde“. Schlageter wurde 1923 festgenommen. Schlageter wurde mit mehreren Mittätern der Bildung einer kriminellen Vereinigung, der Spionage mit dem Ziel von Attentaten und vier Sprengungen angeklagt. Am 9. Mai 1923 verurteilte ihn ein französisches Militärgericht in Düsseldorf „wegen Spionage und Sabotage“ zum Tode. Am 26. Mai wurde das Urteil durch Erschießen vollstreckt. Der erste Soldat des Dritten Reiches Mit seinem Tod wurde Schlageter von der politischen Rechten zum Nationalhelden emporstilisiert. Es entwickelte sich in diesem Teil des politischen Spektrums in der Weimarer Republik ein „Schlageter-Kult“, der zu zahlreichen Veröffentlichungen und die rechtsgerichteten Parteien nicht selten übergreifenden öffentlichen Veranstaltungen führte. Von Anbeginn spielten dabei Nationalsozialisten eine wichtige Rolle. Die politische Rechte glorifizierte seither Schlageter als nationalen Märtyrer, der einem Verrat seiner politischen Gegner zum Opfer gefallen sei. Dabei spielten die Nationalsozialisten und deren unmittelbare Vorläufer eine besonders aktive Rolle. Die „vermeintlichen Heldentaten Schlageters und seiner Gesinnungsgenossen schufen den Grundstock einer Propaganda, mit der über ein Jahrzehnt später das Dritte Reich seine Jugend in ähnlichem Sinne zu erziehen hoffte. So machte der NS-Dichter Hanns Johst in seinem zwischen 1929 und 1932 entstandenen „Schlageter“ seinen Titelhelden zum „ersten Soldaten des Dritten Reiches“: Er mythologisierte Schlageters Ende mit dem pathetischen Aufruf „Deutschland!!! Erwache! Erflamme!!!“ zum „Blutopfer“ für das deutsche Volk. Johsts „Prototyp des nationalsozialistischen Dramas“ wurde von den Nationalsozialisten als stärkste „dichterische Gestaltung der Gesinnung und Haltung unseres neuen Deutschland gefeiert“. Das Schlageter Demkmal auf dem Höllenberg bei Visselhövede wurde am 23. Mai 1926 eingeweiht. Ein Foto in der Rundschau zeigt ein Gruppenbild. In den “Heimatblättern für den Sturmigau” war bereits am 12.10.1924 ein “Aufruf zur Errichtung eines Schlageter-Denkmals auf dem Höllenberge bei Visselhövede-Hiddingen” erschienen. Am 01.12.1929 erschien ein Artikel “Schlageter-Ehrung bei uns und anderwärts “. 1933 wurde die heutige Mozartstraße von Mittelstraße in Schlageterstraße umbenannt. Die Umbenennung in Mozartstraße erfolgte 1946. Schlageter-Kult im 21. Jahrhundert Als 1977 im niedersächsischen Uelzen ein schlageterkritisches Theaterstück von Schülern aufgeführt wurde, kam es zu einem schweren Tumult, an dessen Spitze eine Gruppe um den Rechtsextremisten Manfred Roeder, Führer der „Deutschen Aktionsgruppe“, stand. In Leserbriefen war von einer „Verunglimpfung Schlageters“, von dessen „Heldentum“, „Idealismus“ und „Opfersinn“ die Rede. 1980 veranstaltete die NPD an seinem Geburtsort eine Gedenkveranstaltung. Während der 1990er Jahre geriet Schlageter in rechtsextremen Kreisen nahezu in Vergessenheit. Anfang des 21. Jahrhunderts wurde Schlageters Todestag wieder zu einem Gedenktag in Neonazi-Kreisen. Links zu aktuellen Seiten des rechten Spektrums zu Leo Schlageter: der III. Weg – “Freiheitskaempfer Vorbild Märtyrer” – Seite zu Leo Schlageter mit heroisierender euphemistisch-nationalistischer Darstellung Die Rechte – Demonstration zum 90. Todestages – Bericht aus der Rheinischen Post Junge Alternative – Schlageter-Gedenken am Volkstrauertag – Bericht aus der Welt Junge Nationalisten – Gedenkveranstaltung und Fackelmarsch Ring […]

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Der Hassbrief des KSK-Hauptmanns – Wolfram Wette

Als skurril und unzeitgemäß könnte man die Affäre abtun, gäbe es da nicht diese fatalen historischen Verbindungslinien. Wie der “Spiegel” (13/2008, S. 24) dankenswerter Weise aufdeckte, attackierte unlängst ein aktiver Bundeswehr-Hauptmann einen ranghöheren Kameraden in einem hasserfüllten Brief und griff dabei auf den hohen Ton nationalistischen Heldentums zurück: “Es lebe das heilige Deutschland.” Der junge Offizier scheint sich dadurch gedeckt zu fühlen, dass dies auch die letzten Worte des Widerstandskämpfers Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg waren. Hat er, so muss man sich jedoch fragen, nicht mitbekommen, dass die Zeiten sich geändert haben, dass Deutschland seit langem ein Teil der Europäischen Union ist und sich die vermeintliche Heiligkeit von Vaterländern heute kaum noch jemandem erschließt? Aber der Mann versteht keinen Spaß. Er meint es ernst. Sonst hätte er sich nicht unter Nennung seines vollen Namens öffentlich exponiert: Hauptmann Daniel Kaufhold, Kommando Spezialstreitkräfte (KSK) in Calw. Was diesen Offizier aus der Reserve lockte, waren öffentliche Äußerungen des Oberstleutnants Jürgen Rose, der beim Wehrbereichskommando IV in München Dienst tut und als einer der Sprecher der kritischen Soldatenorganisation “Darmstädter Signal” von sich reden macht. Rose kritisiert die “Enttabuierung des Militärischen”. Den Bundeswehreinsatz gegen Jugoslawien 1999 bezeichnet er als völkerrechtswidrige Aggression und den Einsatz in Afghanistan als ebenfalls nicht vom Völkerrecht gedeckten “Friedensverrat”. Im Übrigen plädiert er für den Vorrang ziviler Konfliktbearbeitung. Das heißt: Er zeigt immer wieder auf, dass es Alternativen zu der Politik weltweiter Militärinterventionen gibt. Zudem kann er auf die – durch viele Umfragen erhärtete – Tatsache verweisen, dass die überwiegende Mehrheit der deutschen Bevölkerung es begrüßen würde, wenn sich Bundesregierung und Bundestag auf zivile Aufbauhilfe beschränkten. Hauptmann Kaufhold fühlt sich massiv verunsichert, dass ausgerechnet ein aktiver Bundeswehr-Oberstleutnant immer wieder auf nicht-militärische Alternativen verweist. Diese bedrohen sein kriegerisches Weltbild: Da halten wir Elitesoldaten vom KSK in Afghanistan “die Knochen hin”, und ein so genannter Kamerad sagt, es müssten nicht-militärische Wege gefunden werden, um mit solchen Konflikten umzugehen. Ein Soldat, der so denkt, ist für den soldatischen KSK-Mann nicht etwa ein zu tolerierender Andersdenkender, sondern ein Feind. Daher schrieb Kaufhold an Rose: “Ich beurteile Sie als Feind im Innern und werde mein Handeln danach ausrichten, diesen Feind im Schwerpunkt zu zerschlagen.” Da hören wir den Originalton der rechtsradikalen Freikorpskämpfer aus den frühen Jahren der Weimarer Republik, die später durchweg bei der NSDAP und der SS landeten. Und da hört der Spaß nun endgültig auf. Wer sich damals zu Demokratie und Pazifismus bekannte und das Militär kritisierte, wer gar aus den Reihen der ewigen Krieger ausscherte und beispielsweise etwas über die geheimen und illegalen Rüstungen ausplauderte, konnte seines Lebens nicht mehr sicher sein. Die damalige Hass-Parole lautete: “Verräter verfallen der Feme!” Mehr als 300 Menschen, die den rechtsradikalen Freikorpskämpfern als “innere Feinde” galten, wurden in den Jahren 1919 bis 1923 ermordet. Es waren junge Offiziere der kaiserlichen Kriegsmarine, die am 15. Januar 1919 die beiden charismatischen Spitzenpolitiker der radikalen Linken, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, in Berlin umbrachten. An dem Offizierskomplott unter der Leitung von Hauptmann im Generalstab Waldemar Pabst beteiligten sich der Leutnant zur See Hermann W. Souchon – ein Neffe des Kieler Gouverneurs, Admirals Souchon -, Kapitänleutnant Horst von Pflugk-Harttung, Hauptmann Heinz von Pflugk-Harttung, Oberleutnant a.D. Kurt Vogel; weiterhin Leutnant zur See Bruno Schulze, Leutnant zur See Heinrich Stiege, Oberleutnant zur See Ulrich von Ritgen, Hauptmann Rühle von Linienstern. Verwickelt war auch Kapitänleutnant Wilhelm Canaris. Diese Offiziere gehörten der Marinebrigade Ehrhardt an, die der Garde-Kavallerie-Schützen-Division (GKSD) unter dem Generalleutnant Heinrich von Hoffmann unterstellt war. Die Offiziere mordeten und die Richter deckten sie. Der Erste Generalstabsoffizier der Berliner Garde-Kavallerie-Schützen-Division, Hauptmann Waldemar Pabst, war es, der den Befehl zur Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht erteilte: “Ich habe die beiden richten lassen“, rühmte sich der “kleine Napoleon” später. Pabst, ein umtriebiger und skrupelloser rechtsradikaler Militär, war in den kommenden Jahren überall zu finden, wo ein Militärputsch gegen die Republik vorbereitet oder durchgeführt wurde. Im Kapp-Lüttwitz-Putsch von 1920 spielte er ebenso eine wichtige Rolle wie der General Walther Freiherr v. Lüttwitz, Oberst Max Bauer und Kapitän Hermann Ehrhardt, während sich Ludendorff eher abwartend im Hintergrund hielt. Ein Offizier namens Arco Graf Valley ermordete im Januar 1918 in München den jüdischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner (USPD) auf offener Straße. Reichswehrsoldaten schossen im Mai 1919 in einer als “Nachkrieg” empfundenen Gewaltaktion die Münchener Räterepublik zusammen und ermordetem dabei 161 Menschen. Es war das Reichswehrmilieu, in dem der Weltkriegsgefreite Adolf Hitler im Jahre 1919 als Redner über “jüdischen Bolschewismus” seine politische Karriere begann. Anfang 1920 wurde Reichsfinanzminister Matthias Erzberger durch einen Anschlag, den der zwanzigjährige Fähnrich Oltwig von Hirschfeld auf ihn verübte, erheblich verletzt. Wenige Monate später, im Mai 1920, warf ein Attentäter während einer Wahlveranstaltung in der württembergischen Stadt Esslingen eine Handgranate auf den prominenten Zentrumspolitiker. Den dritten Anschlag, der am 26. August 1921 erfolgte, überlebte Erzberger nicht. Zwei Attentäter ermordeten ihn durch eine Reihe von Revolverschüssen während eines Spazierganges, den er am Kniebis im Schwarzwald in Begleitung des Zentrumsabgeordneten Karl Diez unternahm. Bei den Mördern handelte es sich um zwei ehemalige Offiziere, nämlich den früheren Kapitänleutnant Heinrich Tillessen (geb. 1884) und seinen Kameraden Heinrich Schulz (geb. 1893). Beide kamen aus der Marinebrigade Ehrhardt. Den Befehl zur Ausführung der Mordtat erhielten sie von einem anderen Marineoffizier, nämlich dem früheren Kapitänleutnant Manfred von Killinger, der in besagter Marinebrigade Chef der “Sturmkompanie Killinger” gewesen war. Erzberger musste sterben, weil er die Friedensresolution von 1917 unterstützt und dann im November 1918 im Auftrage der Reichsregierung den Waffenstillstand von CompiŠgne unterzeichnet hatte. Ebenso lasteten die Rechtsradikalen ihm an, dass er für die Annahme des Versailler Friedensvertrages und für einen Ausgleich mit den Siegermächten eingetreten war. Der antisemitische Marineoffizier und führende “Organisation Consul”-Mann Manfred von Killinger (1886-1944) hatte den Erzberger-Mord befohlen. Vom rechtsradikalen Freikorpskämpfer ging sein Weg in die NSDAP und in die SA und von dort aus in die oberen Etagen der NS-Politik. Der sozialdemokratische Arbeiterführer Philipp Scheidemann, der im Jahre 1919 als erster Reichsministerpräsident der Republik amtiert hatte, stand ebenfalls auf der Abschussliste der rechtsradikalen Militärs, da er mehrfach antirepublikanische und antisemitische Tendenzen in den Kasernen angeprangert hatte. Scheidemann sollte am 4. Juni 1922 in Kassel durch ein Blausäureattentat ermordet werden. Durch glückliche Umstände kam er mit dem Leben davon. Dieser politische Terroranschlag gegen einen führenden Politiker der Weimarer Republik wurde ausgeführt von zwei ehemaligen Weltkriegssoldaten, Hans Hustert (geb. 1900) und Karl Oehlschläger (geb. 1893). Die beiden völkischen Nationalisten lernten sich 1919 beim Oberschlesischen […]

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Im Geiste der Freikorps: Rechtsradikale in Uniform

Zur Frage, wer die historischen Vorbilder rechtsradikaler wie Franco A. sind, schreibt Wolfram Wette in dem Magazin blaetter: “Wir müssen uns jedoch fragen, ob sich der Rückgriff auf das Vorbild Wehrmacht tatsächlich eignet, um das konkrete Denken und Handeln des Oberleutnants Franco A. und seiner Gesinnungsfreunde zu erklären. Gewiss: Rassismus und Fremdenfeindlichkeit haben sie gemein. Aber was ist mit den Aktionsformen? Für das Gewalthandeln der Wehrmacht waren Terrorakte gegen Angehörige der eigenen Nation nicht charakteristisch. Sie funktionierte als Gewaltmaschine im Dienste des terroristischen NS-Staates. Dieser grenzte andere Menschen nach rassistischen oder politischen Kriterien aus, erklärte die Ausgegrenzten zu Feinden und ebnete damit den Weg zu ihrer massenhaften Ermordung. Für die Attentatspläne des Franco A. gibt das Vorbild Wehrmacht somit wenig her. Wer in der Geschichte des deutschen Militärs nach möglichen historischen Vorbildern der potentiellen Terroristen in Bundeswehruniform sucht, wird stattdessen bei den rechtsradikalen Freikorpsoffizieren der frühen 1920er Jahre fündig. In den damaligen Nachkriegswirren überließen diese es nicht den politischen Parteien und den Institutionen der jungen Weimarer Republik, die Politik zu gestalten. Sie maßten sich selbst an, den Weg Deutschlands zu bestimmen – indem sie missliebige Persönlichkeiten, die sie als „Feinde im Innern“ einstuften, ermordeten.” Das sicher bekannteste Mitglied dieser Freikorps ist Albert Leo Schlageter, dem in Deutschland viele Denkmäler gewidmet wurden. Eines davon befindet sich auch im Landkreis Rotenburg.   https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2017/juni/im-geiste-der-freikorps-rechtsradikale-in-uniform

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Wolfram Wette – Freikorps-Offiziere der Weimarer Republik

Wolfram Wette, Jahrgang 1940, geboren in Ludwigshafen am Rhein, diente nach seinem Abitur in Geislingen als Soldat auf Zeit bei der Bundeswehr. Dort trug er von 1959 bis 1965 die Waffenfarbe der Fernmeldetruppe, sein letzter Dienstgrad war Hauptmann der Reserve des Heeres. Nach dem Ausscheiden aus der Bundeswehr studierte Wette in München bei den Professoren Hans Maier und Nikolaus Lobkowicz Geschichte, Politikwissenschaften und Philosophie. Er promovierte 1971 mit einer Arbeit zu den Kriegstheorien deutscher Sozialisten. Von 1971 bis 1995 arbeitete er als Historiker am Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Freiburg im Breisgau. 1990 habilitierte er sich an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg mit einer Studie über den SPD-Politiker Gustav Noske, den ersten Reichswehrminister der Weimarer Republik. Seit 1998 ist Wette, einer der Mitbegründer des Arbeitskreises „Historische Friedensforschung“, als Professor für Neueste Geschichte am Historischen Seminar der Freiburger Universität tätig. Am 12. Mai vergangenen Jahres hatte die Wochenzeitung DIE ZEIT einen lesenswerten Beitrag von Wolfram Wette zu „Franco A. und die anderen“ veröffentlicht. Bereits die Unterzeile verrät uns den zeitgeschichtlichen Schwerpunkt der damaligen Arbeit: „In der Bundeswehr existiert ein strukturelles Problem mit rechtem Gedankengut – die Pläne von Franco A. erinnern an die Freikorps-Offiziere der Weimarer Republik.“ Ein bekannter Freikorps Offizier war Albert Leo Schlageter, dem Bewohner des Landkreises Rotenburg ein Denkmal gesetzt haben, das heute noch existiert.  

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Rechtsradikale in der Bundeswehr – kehrt die Freikorpsmentalität zurück?

Spätetens seit den Vorgängen um den rechtsradikalen Oberleutnant Franco A. ist auich der Öffentlichkeit aufgefallen, dass es in Teilen der deutschen Streitkräfte ein Rechtsradikalenproblem gibt. Der Militärhistoriker Wolfram Wette hat nach Parallelen in der Geschichte deutscher Streikräfte gesucht und ist dabei auf die Freikorps in der Weimarer Republik gekommen. Eine beunruhigende Parallele, denn die Freikorps und ihre Nachfolgeorganisationen waren an vielen Politischen Morden, insbesondere an Linken, beteiligt. Auch hohe Repräsentanten der Republik, die sich für eine realistische und friedliche Politik nach dem verlorenen 1. Weltkrieg einsetzten wie Mathias Erzberger und Walther Rathenau wurden von Freikorps-Leuten ermordet. Wolfram Wette wird u. a. auf Einladung der Humanistischen Union am Donnerstag, den 11. 1. 18 im Hörsaal 1009 einen Vortrag mit dem Titel: Rechtsradikale bei der Bundeswehr. Im Geiste der Freikorps. Beginn 20:15 Uhr. Nach dem Vortrag gibt es eine Diskussion. https://rdl.de/beitrag/rechtsradikale-der-bundeswehr-kehrt-die-freikorpsmentalit-t-zur-ck Ein damals beliebtes Spottlied lautete: Der Rathenau der Walter erreicht kein hohes Alter erschießt den Walter Rathenau die gottverdammte Judensau

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