Traditionserlass Helmut Lent Kaserne Rotenburg Wümme

„Zeitplan liegt nicht vor“


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Die Rotenburger Kreiszeitung schreibt, Von der Leyen “halte sich ein Hintertürchen auf: Zwei Wochen nach Unterzeichnung des neuen Traditionserlasses der Bundeswehr und der Erklärung ihres Ministeriums, dass die Debatte um eine mögliche Umbenennung der Rotenburger Lent-Kaserne erledigt ist, öffnet die CDU-Politikerin wieder ein Hintertürchen. Und zwar eines, das so langsam für Streit innerhalb der großen Koalition in Berlin sorgt. Was vielen seit langem klar ist: “Das Ministerium muss gar nicht über eine Umbenennung entscheiden, wenn es vor Ort keinen Willen dazu gibt. Auch das Landeskommando Niedersachsen teilte mit: „Das Thema ist zunächst vom Tisch.“ Der neue Traditionserlass stellt dazu fest: ” Traditionsstiftung und Traditionspflege sind dynamisches und niemals abgeschlossenes Handeln, das sich allen Versuchen entzieht, es zentral oder dauerhaft festlegen zu wollen. Sie setzen staatsbürgerliches Bewusstsein sowie Verständnis für historische, politische und gesellschaftliche Zusammenhänge voraus und fordern zur persönlichen Auseinandersetzung auf. Lebendige Tradition muss gegenwarts- und auftragsbezogen sein. Sie ist daher ständig zu überprüfen und fortzuentwickeln. Tradition und Auftrag der Bundeswehr greifen so ineinander.” Dies ist also keine Hintertür, sondern Prinzip. Der diesen dauerhaften anhaltenden Prozess kann es keinen Zeitplan geben. Die Frage, wann die Soldaten den aktuellen Traditionserlass und in welcher Form sie ihn zur Anwendung bringen, ist eine Angelegenheit der Soldaten vor ORT. Auch die Gemeinden sind beraten, sich mit dem Traditionserlass auseinanderzusetzen, denn ihm sind Hintergründe Intension und Motivation der Traditionspflege in der Bundeswehr zu entnehmen.  

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Soldaten der Bundeswehr Jägerbattallion 91 Lent Kaserne

IMI zum neuen Traditionserlass

Die Informationsstelle Militarisierung kommentiert den Entwurf des neuen Traditionserlasses IMI-Analyse zum Entwurf für einen neuen Traditionserlass der Bundeswehr IMI-Analyse 2018/01 Kontinuität oder Bruch? Der Entwurf zu einem neuen Traditionserlass der Bundeswehr – Kommentar der Informationsstelle Militarisierung http://www.imi-online.de/2018/02/02/kontinuitaet-oder-bruch/ Lucius Teidelbaum (2. Februar 2018) Rechte in und außerhalb der Bundeswehr sind unzufrieden mit de Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Beispielsweiseklagt Philip Kraft in seinem Beitrag „Das Militärische im Modernen Staat“, derin den extrem rechten „Burschenschaftlichen Blättern“ 4/2017 erschien:„Die bundesdeutschen Streitkräfte mußten in diesem Jahr einiges durchmachen. Von Workshops zur sexuellen Vielfalt, großangelegten Kasernen Durchsuchungen, die Ausbildung von Wochenendsoldaten imSchnelldurchlauf bis hin zur Erstellung eines Sex-Ratgebers mit demFokus auf unterschiedlichen Orientierungen, Identitäten undLebensmodellen.“ (Seite 152) Der Burschenschafter und Referatsleiter in der Rechtsabteilung des Deutschen Bundeswehrverbandes fordert: „Es ist allerhöchste Zeit, daß Deutschland ein realistisches und respektvolles Verhältnis zu seinen Streitkräften erlangt.“ (Seite 154) Es handelt sich um einen Streit zwischen zwei verschiedenen Linien. Einerseits der alte deutsche Militarismus, der Traditionen und Kontinuitäten bewahren will. Er wird auf parlamentarischer Ebene von der AfD und Teilen der Union (CDU/CSU) und FDP vertreten. Auch innerhalb der Bundeswehr hat er seine AnhängerInnen. Dagegen (re)präsentiert die Bundesverteidigungsministerin einen neuen deutschen Militarismus, der auch bereit ist alte, störende Zöpfeabzuschneiden. Ziel ist eine effektive, also kriegsfähige, moderne Bundeswehr, die möglichst frei ist von allen Skandalen. So ordnete sie etwa in Reaktion auf den Fall Franco A. ein Großreinemachen in den Kasernen an, in dessen Zug problematische Devotionalien entfernt wurden.Diese Säuberungsaktion wurde von rechten KritikerInnen als Bildersturm gesehen und es gab entsprechend empörte Kommentare. Vor diesem Hintergrund wurde gleichzeitig mit den Kasernen-Beräumungen offenbar auch in Reaktion auf den Fall Franco A. eine Überarbeitung des Traditionserlasses der Bundeswehr von 1982 beschlossen, der seit einiger Zeit als Entwurf vorliegt. Neuentwurf und auch Neuanfang? Der im November 2017 vorgestellte Entwurf für einen neuen Traditionserlass ist mit knapp neun Seiten eher kurz gehalten. Von vielen Medien wurde er als Bruch mit allen deutschen Armeetraditionen interpretiert. So heißt es in dem Entwurf: „2.1 Die deutsche (Militär-)Geschichte ist geprägt von tiefen Zäsuren. Insbesondere aufgrund des folgeschweren Missbrauchs militärischer Macht, vor allem während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, gibt es keine ungebrochene deutsche Militärtradition.“ Zum Thema „Deutsche Streitkräfte bis 1945“ heißt es: „Bis zum Ende des Kaiserreichs waren deutsche Streitkräfte loyale Machtinstrumente ihrer feudalen Landesherren und stabilisierender Bestandteil einer vornehmlich kleinstaatlichen und dynastischen Ordnung. Sie leiteten daraus eine herausgehobene Stellung in Staat und Gesellschaft ab. […] In der Weimarer Republik gab es erstmals gesamtdeutsche Streitkräfte. Die Reichswehr legte ihren Eid auf die Verfassung ab, sicherte sich jedoch eine weit gehende innere Autonomie und blieb Zeit ihres Bestehens zu großen Teilen einem vor- und antidemokratischen Geist verhaftet. Der demokratisch verfassten Weimarer Republik blieb sie fremd und ein ‚Staat im Staate‘. Mit Wiedereinführung der Wehrpflicht 1935 ging aus der Reichswehr die Wehrmacht hervor. Ihr Eid unbedingten Gehorsams galt allein Adolf Hitler als ‚Führer‘ und ‚Oberstem Befehlshaber‘. Die Wehrmacht diente dem nationalsozialistischen Unrechtsregime und war in dessen Verbrechen schuldhaft verstrickt, die in ihrem Ausmaß, in ihrem Schrecken und im Grad ihrer staatlichen Organisation einzigartig in der Geschichte sind.“ Spielräume für reaktionäre „Traditionspflege“ Trotz manch kritischer Absätze offenbart eine genauere Lektüre des Entwurfs, dass beileibe nicht alle Traditionslinien zu früheren deutschen Armeen gekappt werden. Zu den vordemokratischen deutschen Armeen heißt es zwar, wie bereits zitiert, diese seien „loyale Machtinstrumente ihrer feudalen Landesherren und stabilisierender Bestandteil einer vornehmlich kleinstaatlichen und dynastischen Ordnung“ gewesen. Aber: „Dessen ungeachtet entwickelten deutsche Streitkräfte zahlreiche fortschrittliche und richtungsweisende Verfahren, Strukturen und Prinzipien, etwa die moderne Stabsarbeit, das Führen mit Auftrag, das Führen von vorne oder das Generalstabswesen.“ Das kann man durchaus als positiven Bezug auf die preußische Militärtradition verstehen. Außerdem werden wohl auch in Zukunft weiterhin einzelne Wehrmachtssoldaten als Vorbilder präsentiert werden: „Die Aufnahme einzelner Angehöriger der Wehrmacht in das Traditionsgut der Bundeswehr ist dagegen grundsätzlich möglich.“ Auch gilt laut Entwurf „das Eiserne Kreuz als nationales Hoheitszeichen und als Sinnbild für Tapferkeit, Freiheitsliebe und Ritterlichkeit“ und „das Lied vom guten Kameraden als letztem Abschiedsgruß und Herzstück jeder militärischen Trauerfeier.“ Sowohl das Eiserne Kreuz als auch das Lied vom guten Kameraden fanden auch im Nationalsozialismus starke Verwendung, auch wenn sie einer älteren Tradition entspringen. Ein weiterer kritischer Blick offenbart zudem, dass offensichtlich auch darüber hinaus noch Spielräume gelassen werden. Die früher häufig anzutreffenden Patenschaften zwischen Bundeswehr-Einheiten und Veteranenverbänden werden – um Jahrzehnte verspätet – untersagt: „4.7 Traditionen von Verbänden ehemaliger deutscher Streitkräfte werden an Truppenteile und Dienststellen der Bundeswehr nicht verliehen. Fahnen und Standarten früherer deutscher Streitkräfte werden in der Bundeswehr nicht mitgeführt oder begleitet.“ Zudem heißt es auch: „Dienstliche Kontakte mit Nachfolgeorganisationen der ehemaligen Waffen-SS oder der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger sind untersagt.“ So positiv das klingen mag, hier werden in den neuen Traditionserlass nur die ergänzenden Verfügungen eingeschrieben, die nach diversen Skandalen bereits erlassen worden waren. Interessanterweise werden Veteranenorganisationen der Wehrmacht nicht benannt. Das dürfte kein Zufall sein. Zwar ist der Einfluss der Traditionsverbände der Wehrmacht stark zurückgegangen, doch noch immer existieren Kontakte zwischen ihnen und einzelnen Bundeswehr-Soldaten und -Einheiten. So organisieren sich beispielsweise bis heute im „Kameradenkreis der Gebirgstruppe“ sowohl ehemalige Gebirgsjäger der Wehrmacht und Waffen-SS, als auch der Bundeswehr. Außerdem wird auch zu den aktiven Gebirgsjägern, etwa am Standort Mittenwald, Kontakt gehalten. Beispielsweise heißt es im Verbandsblatt „Die Gebirgstruppe“ 2/2016 über die Feier des Veteranenverbandes auf dem Hohen Brendten bei Mittenwald in Bayern: „Die Brendtenfeier an einem Wochentag und als ein Teil des ‚Tages der Gebirgssoldaten‘. Das Konzept ist aufgegangen: Obwohl das Wetter überhaupt nicht mitspielte, der Salzburger Schnürlregen den Tag fest im Griff hatte, haben erstaunlich viele Kameraden nebst Angehörigen den Weg auf den Brendten gefunden. Besonders erfreulich war die große Zahl von Soldaten aus der Gebirgsjägerbrigade 23.“ (Seite 3) Weiter heißt es: „Dass so viele Angehörige der Truppe in Uniform an der Feier teilnehmen, zeigt, dass ehemalige und aktive Gebirgsjäger gemeinsam in der Trauer um unsere Toten vereint sind.“ (Seite 4) Ganz selbstverständlich kommen hier seit Jahrzehnten Veteranen von Wehrmacht, Waffen-SS und Bundeswehr sowie aktive BundeswehrsoldatInnen zusammen. Eine erweiterte Formulierung in einem neuen Traditionserlass hätte solche Kontakte in Frage stellen können, unterbleibt aber. Es stellt sich ohnehin die Frage inwiefern ein neuer Traditionserlass in der Lage ist, inoffizielle Traditionsbildungen zu unterbinden. Die vielen Spielräume, die er lässt, nähren zudem den Verdacht, dass dies letzter Konsequenz auch gar nicht beabsichtigt wird. Denn viele Vorfälle haben gezeigt, dass zwischen dem offiziellen Traditionsverständnis und dem internen Traditionsverständnis in einigen Einheiten eine eklatante Lücke klafft. Im KSK gab beispielsweise der ehemalige Kommandeur […]

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Mail an Micheal Vollstedt von moeldersinfo.de

Sehr geehrter Herr Vollstedt, mit Interesse habe ich Ihren Kommentar zu Helmut Lent gelesen. Da ich mich etwas mit Helmut Lent befasst habe – und Sie ja ansonsten recht gründlich recherchiert haben, möchte ich Ihren Artikel etwas kommentieren. Ich schreibe der Einfachheit in den Text hinein und stelle dir Schrift meiner Kommentare kursiv. Mich würde Ihre Einschätzung meiner Kommentare interessieren. mit freundlichen Grüßen Marc Andreßen —————————————— Ihr Text: ————————— Helmut Lent war ebenfalls ein herausragender Fliegeroffizier, der bei den Nachtjägern zum Schutz der eigenen Truppe und des Heimatgebiets eingesetzt wurde. Abgesehen davon war er Geschwaderkommodore – also mehr als „ein Pilot“, wie gerne dargestellt wird. Er war in Polen, Norwegen England und später an der „Invasionsfront“ in Frankreich stationiert. Einige Geschwader unter seiner Führung hatten sich auf das Abfangen von Kuriermaschinen aus und nach Schweden spezialisiert. Er stammte aus einem Pastorenhaushalt; seine beiden Brüder waren Pfarrer und gehörten zur evangelischen Bekennenden Kirche. Er wäre in jedem Fall zur Wehrmacht eingezogen worden und meldete sich freiwillig zur Luftwaffe.   Es war Tradition in der Familie Lent, dass Söhne entweder Soldat oder Pastor werden würden. Nach seinen Erfolgen beim Jungvolk, wie er zum Fähnleinführer aufstieg – obwohl er älter wurde, bereiteten ihn seine Brüder auf das Abitur vor, damit er die Offizierslaufbahn einschlagen konnte. Er ging 17-Jährig zur Luftwaffe. (Biographie) Die Familie und auch Helmut Lent selbst lebten unter ständiger Beobachtung der Gestapo. Als einer der Brüder in seiner Predigt den sogenannten “Mölders-Brief” (regimekritischer, von unbekannter Seite gefälschter Text) verlesen hatte und inhaftiert worden war, setzte sich Lent unter Hinweis auf seine hohen Auszeichnungen und tadellose dienstliche Leistung schriftlich mit Nachdruck für ihn ein. Überliefert ist, dass sein Bruder zwei Sätze aus dem Möldersbief in eine Konfimationspredigt einbaute. Lent konnte auch durch Zeugenaussagen nachweisen, dass sein Bruder nicht davon wissen konnte, dass es ein Problem sein könne, diesen Brief vorzulesen. Wörtlich schrieb er „Ich bitte nicht Gnade, sondern Recht“. Allerdings musste Lent zum eigenen Schutz und zum Schutz der Familie stets seine Loyalität als Offizier bekräftigen, selbstverständlich auch den Willen zum Sieg beizutragen; das tat er in überlieferten Äußerungen. Er war nicht der Einzige, dem ein solcher Spagat aufgezwungen wurde. Vielen Soldaten und zivilen Amtsträgern ging es so, gerade auch Hochrangigen. Ich verstehe nicht, aus welchen Informationen Sie diese Einschätzung herleiten. Seine Äußerungen zu Beginn des Polen-Feldzuges „jetzt wird Geschichte mit Blut geschrieben“ in einer Phase, in der den Soldaten die „Schrecken des Krieges“, die Opfer unter der eigenen Bevölkerung und die Unwahrscheinlichkeit des Endsieges noch nicht klar gewesen sein dürfte, deuten nicht auf eine Distanz zum System hin. Auch seine fast durchgehende und erfolgreiche Mitgliedschaft im Jungvolk und danach in der Wehrmacht, deuten eher darauf hin, dass er sich überdurchschnittlich für das Regime eingesetzt hat. Die tatsächliche Haltung Lents ist nicht so ausführlich belegt, wie es wünschenswert wäre, aber: Er war mit einer Frau aus russischer Familie verheiratet, ein Indiz dafür dass er dem national-sozialistischen Rassenwahn nicht erlegen war. Seine Frau Lena Senokosnikov stellte sich ihm blondiert und als „Elisabeth Petersen“ vor und besaß zu diesem Zeitpunkt bereits einen „Ariernachweis“ – also den Nachweis „reiner arischer Abstammung“ sie war zu diesem Zeitpunkt bereits in NS-Organisationen Mitglied.  In seinem Haushalt wiederum arbeitete eine Ukrainische Zwangsarbeiterin, deren Rolle aus ihrer rassischen Minderwertigkeit begründet war. Bitte erläutern Sie Ihre Einschätzung. In seinen testamentarischen Verfügungen zum Todesfall lehnte er jeden Hinweis auf Führer, Volk und Vaterland ab und verwendete allein christliche Bezüge; dies verlangte er auch von seinen Angehörigen. Es liegt ein Brief seiner Schwägerin vor, in der sie angibt, dass die Todesanzeige von der Familie verfasst worden sei – auf diese ist auch das in der Todesanzeige Bibelzitat Jeremia 31.3. zurückzuführen, das sie in dem Brief wörtlich zitiert. Der Hinweis auf die testamentarische Vorausverfügung wiederum entstammt, wie kürzlich ermittelt wurde aus dem Flugblatt „Nachrichten für die Truppe“ vom 02.01.1945. (auch aus einer Organisation heraus, an der Sefton Delmer mitwirkte, wie auch beim Möldersbrief) Die Anzeige enthält „im Einsatz für sein Vaterland“ – eine frühere „den Richtlinien entsprechende Anzeige“ enthielt ebenfalls den Hinweis auf „Führer Volk und Vaterland“ nicht.  Weil es an einer geschichtswissenschaftlich gesicherten Biographie mangelt, kann man fragen, inwieweit Helmut Lent in die Tradition der Bundeswehr gehört: Als guter Soldat, der in der Heimatverteidigung sein Bestes gab? Wie oben geschrieben war er zum einen Geschwaderkommodore – zum anderen „nicht ausschließlich“ für die Heimatverteidigung verantwortlich. Als tragische Figur unter einem unmenschlichen Regime? Nachdem Lent mehr als fünfzig Jahre Namensgeber für die Kaserne in Rotenburg/Wümme war, ist es aber keinesfalls gerechtfertigt, ihn mit der durch nichts untermauerten Festellung, nicht mehr sinnstiftend zu sein, aus der Bundeswehr-Tradition zu entfernen. Ich denke, Sie kennen den Traditionserlass und seine Intensionen recht gut. Nicht nur die Einschränkung auf „um Freiheit und Recht“ verdient gemacht sonder auch die Trennung von Leistungen von dem Kontext, in dem sie erbracht wurden – die Beschränkung auf das „Handwerkliche“ lässt Lent nicht als traditionswürdig erscheinen. Tradition wird definiert als „Weitergabe von Werte und Normen“ – also gut zu unterscheiden von „Gewohnheit“ oder „romantisierender Erinnerung“  Es ist für die nicht gegebene Traditionswürde aus meiner Sicht unerheblich, ob Lent den historischen Ballast der NS-Diktatur und ihrer Verbrechen in voller Unterstützung oder in innerer Distanzierung mit sich schleppt. Wie beide können ihm diese last jedoch nicht von den Schultern nehmen. Gerade in dieser Last liegt aus meiner Sicht begründet, warum ein „Held“ vom Kaliber Lent nicht traditionsbegründend sein kann: Die Motivation ihn „reinzuwaschen“, ihn „unbefleckt“ dastehen zu lassen führt zu einer eingeschränkten Wahrnehmung  – Sie selbst haben dafür mit der Reduktion auf den „Heimatverteidiger Lent” ein sehr gutes Beispiel gegeben. Leider gibt es diese „Heldenwaschanlage“ nicht und weder ist Helmut Lent damit geholfen, wenn man eindeutig nicht traditionswürdige Aussagen oder Handlungen ignoriert oder sie wegrelativiert – noch ist der Bundeswehr und insbesondere jungen Rekruten damit geholfen, wenn man ihn eben diesen Umgang mit den Heldenfiguren und der Deutschen Geschichte vorlebt.   Wir leben in einer anderen Zeit und mit einer anderen Bundeswehr in anderen Verteidigungsbündnissen und anderen Einsatzszenarien, mit einem anderen moralischen Kodex und einer anderen Kultur. Es ist nicht Lent anzulasten, dass er einer anderen Generation angehörte. Aber daran ändern, dass es so ist, können weder Sie noch ich etwas. Dem, wer und was er war kann, kann man auf dem Garnisonsfriedhof in Stade gedenken. Eine aktive Bundeswehrkaserne ist für diese komplexe Aufgabe der Auseinandersetzung mit einer einzelnen Person unserer komplexen Geschichte der falsche Ort – und Helmut Lent als „sinnstiftender Wertelieferant“ leider kein geeigneter Kandidat. Man sollte ihn in Ehren aus dem Dienst als Namensgeber […]

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Familie Lent und die bekennende Kirche – Kommentar von Jakob Knab

Zur Sitzung des Stadtrates ROW vom 29. September 2016. Die Ratsfrau Elisabeth Dembowski – wobei sie vom Lent-Gutachten (Stand: 28. Januar 2016) ausging – führte aus: „Helmut Lent war nicht Mitglied der NSDAP, seine Herkunftsfamilie gehörte der Bekennenden Kirche an und er hat sich im Verlauf des Krieges möglicherweise innerlich distanziert. Dennoch hat er sich mit Entschiedenheit von Anfang bis zu seinem Ende in den Dienst eines Unrechtssystems gestellt. Mit dem Hinweis auf den Traditionserlass, (Abs. III. 29 wörtlich) kann er somit im Sinne einer neuen wegweisenden Tradition nicht mehr als Namensgeber dienen.“ Folgende Aussage im Lent-Gutachten (2016) nimmt wohl Anleihen an den Mitteilungen von Herrn Friedrich Kuhle ROW: „Beide Brüder von Lent waren als Pfarrer in der regimekritischen ‚Bekennenden Kirche‘ engagiert und kamen deshalb in Konflikt mit der Gestapo.“ Zur Glaubhaftmachung werden vom ZMS nicht einmal Belege und Quellen angeführt. Richtig ist, dass Pastor Joachim Lent – nach dem Januar 1942 – den sog. Möldersbrief von der Kanzel verlesen hatte,  denunziert und von der Gestapo verhaftet wurde. Hier ein Auszug: „Wenn ich eines Tages mein Leben für die Freiheit unserer Nation hingeben muss, die Gewissheit kann ich Ihnen geben, ich falle im alten Glauben, gestärkt durch die Sakramente der Kirche. Wenn auf meinem letzten Gang ein Priester nicht mehr dabei sein kann, so verlasse ich diese Erde im Bewusstsein, in Gott einen gnädigen Richter zu finden. Noch aber habe ich die feste Hoffnung, dass sich alles zum Guten wenden wird.“  Es werden vom ZMS keinerlei nachprüfbaren Belege dafür angeführt, in welcher Weise und in welchen Jahren die Pastorenbrüder Werner und Joachim Lent in der “regimekritischen” ‚Bekennenden Kirche‘ (BK) engagiert waren. Es fehlt auch jeglicher Hinweis darauf, dass die Synode von Bad Oeynhausen die letzte Zusammenkunft der BK war.  Gehörten die Pastorenbrüder Lent etwa zum „harten Kern“ der BK? Nach meiner Einschätzung gehört die Kunde („Beide Brüder von Lent waren als Pfarrer in der regimekritischen ‚Bekennenden Kirche‘ engagiert“) in den Bereich der Kirchenkampflegenden. Auf meine diesbezügliche Anfrage erhielt ich vom Sprecher der Initiative PRO LENT die Auskunft: „Von der Tochter Helmut Lents, Frau Helma Lehnert, wissen wir, daß Lent nazikritisch eingestellt war. Frau Lehnert äußert auch den Verdacht, daß der Absturz des Lent-Flugzeuges auf einen Sabotageakt zurückzuführen sei. Ich denke an Mölders “Absturz”. Rommel mußte eine Giftkapsel schlucken. Auch damals wußte man schon, wie man sich mißliebiger Offiziere “entledigen” konnte.“ (Friedrich Kuhle an Jakob Knab am 8. Oktober 2016) Jakob Knab, Kaufbeuren, Jan.2018, Anmerkung M.A.: Irgendwie fehlt mir in der Antwort von Friedrich Kuhle der Zusammenhang zur “Bekennenden Kirche” sondern die Antwort wartet mit einer weiteren Legende (“Sabotage?”) auf. Aus zwei Sätzen, die in eine Predigt eingebunden werden, wird ein ganzer Brief – dass die Freilassung des Bruders von Helmut Lent erfolgte, weil dieser nicht wissen konnte, dass der so genannte Mölders-Brief eine Fälschung des Britischen Geheimdienstes war, wurde unterschlagen. Auch der Mythos, dass Lent bei einem Sabotageakt ums Leben gekommen sei wird hier eingebracht. Dazu ist zu sagen, dass viele Indizien dagegen sprechen – da wäre zum einen seine durchweg systemkonforme Haltung ohne einen einzigen Nachweis oder Überlieferung eines offenen Widerstandes. Es ist überliefert, dass Lent die “Fern-Nachtjagd” für erfolgsversprechender hielt – da sich die Bomber vor dem “Feindflug” zunächst über England sammelten und ein leichteres Sie waren. Dies ließ sich jedoch nicht so gut für die Propaganda ausschlachten und wurde daraufhin eingestellt. Das ist jedoch ein Dissens bei einer strategischen Entscheidung und keine Ideologie- oder Systemkritik. Lents Töchter erhielten noch 1945 Geldmittel für Aussteuer und Ausbildung aus dem persönlichen Verfügungsfonds Adolf Hitlers, Seine Witwe Lena Lent bekam ein Grundstück in “bevorzugter Lage” in Stade geschenkt. Dieses konnte sie später verkaufen, da es zu keiner Bebauung gekommen war. Sabotage? Des weiteren sind die Umstände seine Absturzes durch Zeitzeugen und nachfolgende Untersuchungen gut belegt. Lent Flog bei dem Überführungsflug nach Paderborn einen anderen Flugzeugtyp als die BF110, die er bei seinen Einsätzen flog. Das Flugfeld des Luftparks Paderborn war durch einen vorherigen Luftangriff beschädigt worden, so dass Lent auf eine nahegelegene Wiese ausweichen musste. Seinerzeit war die Haltbarkeit der Flugzeugmotoren nicht so hoch – und so war es ein bekanntes und befürchtetes Problem, dass diese im Landeanflug beim Drosseln ausfallen konnten. Beim Flug in größerer Höhe war dies meist kein Problem, da die Maschine “getrimmt” werden konnte – das heißt durch Voreinstellung der Ruder so eingestellt werden konnte, dass sie auch mit nur einem Motor trotzdem geradeaus flog. Im Landeanflug war dies jedoch nicht möglich, da dafür die Flughöhe und die Zeit fehlte. Offenbar entschied sich Lent, durchzustarten und versuchte mit dem verbliebenen Motor zu beschleunigen – dabei verriss die Maschine jedoch durch den einseitigen Vortrieb, geriet in eine Hochspannungsleitung und stürzte ab. Lent war von den am Absturz beteiligten am wenigsten verletzt, starb aber zwei Tage später im Krankenhaus Paderborn an Blutvergiftung (Gangrän), die durch Blutunterversorgung in seinen durch den Unfall schwer verletzten Gliedmaßen entstanden war. Auch im Rückblick sind keine Hinweise auf “Sabotage” zu erkennen, da die Situation (Landeanflug auf unbefestigtes Flugfeld) die Besatzung (Karl, Kloss, Kubisch, Lent) und die Umstände (erkennbarer Pilotenfehler, unvertrauter Maschinentyp) gegen eines solche These sprechen. So werden hier wie bei der Geschichte um die Todesanzeige Lents und den Artikel aus Nachrichten für die Truppe, der rassischen Einordnung Lena Lents  oder Helmut Lents Mitgliedschaft in der NSDAP Legenden geboren.  

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Kritik an Hans-Otto Budde und seinem “archaischen Kämpfer”

Eine Episode aus dem Jahr 2008 zeigt, wie umkämpft Werte und Ideale bei der Bundeswehr sind. Ein kritischer Soldat äußerte sich wie folgt zu Hans-Otto Budde: “Der amtierende Inspekteur des deutschen Heeres, Generalleutnant Hans-Otto Budde, verkündete: “Wir brauchen den archaischen Kämpfer!”. Und ein Fallschirmjäger-Kamerad ergänzte im selben Geiste: “Man muss sich diesen archaischen Kämpfer vorstellen als einen Kolonialkrieger, der fern der Heimat in Gefahr steht, nach eigenen Gesetzen zu leben und zu handeln.” Dieser Inspekteur ist nach wie vor unbeschadet in Amt und Würden. Solche Äußerungen geschehen seit der Endphase des Verteidigungsministers Wörner, und es hat sich nach dem Ende des Kalten Krieges verstärkt. Wenn man also von ganz oben her diesen wehrmachtsinspirierten Kämpferkult predigt, solche Latrinenparolen ausgibt, die sich dann kaskadenartig über alle Hierarchieebenen ergießen, dann muss man sich nicht wundern, wenn an unterster Ebene solche Kloaken entstehen wie in Calw oder in Coesfeld. Der Fisch beginnt bekanntlich vom Kopfe her zu stinken.” Folgen der Kritik an Hans-Otto Budde Die Kritik an Hans-Otto Budde missfiel einigen. Die Bundeswehr verhängte eine Disziplinarbuße in Höhe von 3.000 Euro gegen den Berufssoldaten. Die Vorwürfe stützen sich auf die sehr allgemein gehaltene Vorschriften aus dem Soldatengesetz: Demnach soll er gegen eine “Zurückhaltungspflicht” verstoßen, habe dem Ansehen der Bundeswehr geschadet und sich in nicht zulässiger Weise politisch betätigt und soll allgemein gegen seine “Pflicht zum treuen Dienen” verstoßen zu haben. Eine Stimme aus den Reihen der archaischen Kämpfer? Doch wie weit hatte Hans-Otto Budde gedacht, als er dieses Leitbild für die Bundeswehr vorschlug? Erinnern wir uns:  der Anlass dieser kritischen Außerung war die Aussage eines KSK-Hauptmanns. Dieser Hauptmann hatte einen anderen Soldaten kritisierte weil dieser gemahnt hatte, alternativ zu militärischen auch friedliche Lösungen zu prüfen. Darauf hin veröffentlichte der Soldat der KSK eine Nachricht mt folgendem Wortlaut: “Da halten wir Elitesoldaten vom KSK in Afghanistan “die Knochen hin”, und ein so genannter Kamerad sagt, es müssten nicht-militärische Wege gefunden werden, um mit solchen Konflikten umzugehen. Ein Soldat, der so denkt, ist für den soldatischen KSK-Mann nicht etwa ein zu tolerierender Andersdenkender, sondern ein Feind.” Weiter schrieb KSK-Hauptman Kaufhold: “Ich beurteile Sie als Feind im Innern und werde mein Handeln danach ausrichten, diesen Feind im Schwerpunkt zu zerschlagen.”  Dafür erhielt der betreffende KSK Hauptmann einen milden Verweis. Weitere Auszüge aus dieser Nachricht: “Ich beurteile Sie als Feind im Inneren und werde mein Handeln danach ausrichten, diesen Feind im Schwerpunkt zu zerschlagen”, schreibt der Hauptmann. Er distanziere sich von “diesem linken Zeitgeistkonglomerat uniformierter Verpflegungsempfänger”, Was Daniel K. jedoch im Folgenden in seiner E-Mail schreibt, legt den Verdacht nahe, dass er sich als Teil einer Gruppe sieht, die linksdenkende Kameraden mehr als verachtet: “Sie werden beobachtet, nein nicht von impotenten instrumentalisierten Diensten, sondern von Offizieren einer neuen Generation, die handeln werden, wenn es die Zeit erforderlich macht.” In einem Postskriptum schließt er seine Tiraden mit dem Satz: “Es lebe das heilige Deutschland.” Ein Neues Vorbild für Rekruten und Minderjährige? Einige Historiker fühlten sich dann den Tonfall früher Freikorps-Kämpfer wie Albert Leo Schlageter erinnert. Muss es da wundern, dass in der Heide zwischen Munster und Rotenburg eben dieser Held des Nationalsozialismus Freikorps an noch zwei “aktiven” Gedenkstätten geehrt wird? Der Schlageter Stein in Visselhövede war Ziel von Versammlungen und Aktionen aus dem rechten Milieu. Das Schlageterdenkmal auf dem Gelände der Bundeswehr bei Wardböhmen wurde abgetragen – jedoch von Schlageter-Anhängern außerhalb der Grenze des Truppenübungsplatzes wieder errichtet und steht nun direkt an der Grenze des Truppenübungsplatzes. Birgt die Forderung nach dem “archaischen Kämpfer” das Risiko, dass sich dieser von Hans-Otto Budde geforderte Soldatentypus von den Werten der Inneren Führung und dem Grundgesetz entfernt? Ist dann nicht ein Fall wie Franco A. der analog zur Motivation der Freikorps Kämpfer auch den “Feind im Innern” zum Ziel hatte, genau wie der KSK-Hauptmann, der mit einem milden Verweis bedacht wurde? Möglicherweise zeigt sich hier tatsächlich ein “Haltungsproblem” innerhalb der Bundeswehr, und auch, dass die Werte des Traditionserlasses von 1982 noch nicht Einzug in das Selbstverständnis aller Soldaten gefunden hat – möglicherweise sogar, dass sich diese Werte auf dem Rückzug befinden – wie die Fälle von Rechtsradikalen in der Bundeswehr zeigen. In welch ein Umfeld geraten auch Minderjährige bei der Bundeswehr? Es wird Zeit für ein modernes Leitbild, und mutige verantwortungsbewusste Offiziere haben die Kraft daran mitzuarbeiten! In der Rotenburger Lent-Kaserne scheint man davon jedoch noch etwas entfernt zu sein.

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Pressemitteilung zur Propaganda im Gutachten des ZMSBw

Eine Rotenburger Initiative die sich mit der Traditionspflege der Bundeswehr befasst, schaut genau hin – einigen vielleicht manchmal zu genau. Doch Gründlichkeit lohnt sich. Eine Gruppe rechtskonservativer Rotenburger hatte 2015 ein Dossier zusammengestellt, das die Eignung von Helmut Lent als “sinnstiftendes Vorbild” für die heutigen Soldaten untermauern sollte. Darin zeigten sie auch einen Zeitungsartikel. “Lents letzter Wille rettet seine Familie vor dem KZ”. Diese Unterlagen erhielten auch die Mitglieder des Rats der Stadt Rotenburg, des Kreistags und der Bundeswehr. Das ZMSBw (Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr bezog den Artikel in sein Gutachten zu Helmut Lent ein. Die Geschichte erschien in der Presse, wurde in Reden zitiert und viele Menschen bezogen sich auf eben dieses Gutachten. Auffällige Fehler im Artikel Doch der Zeitungsartikel warf Fragen auf. Er enthielt auffallend viele Fehler und er widersprach einem Brief von Helmut Lents Schwägerin. Einem Rotenburger fiel die Kopfzeile dieses Zeitungsartikels auf. Er gab die unvollständige abgebildete Kopfzeile bei Google ein und ergänzte sie sinngemäß. “Nachrichten für die Truppe” stand dort. Das Suchergebnis: ein Schock. Es ist der Titel eines US-Propaganda-Blattes für “graue Propaganda” – Fake News, wie man heute sagen würde. Ein typographischer Abgleich brachte Gewissheit: Der Artikel stammte nicht aus der “Deutschen Allgemeinen Zeitung” wie Bücher und Gutachten es behaupten, sondern von einer Seite 3 der “Nachrichten für die Truppe. Ein Puzzle setzte sich zusammen, denn der Artikel stand im Widerspruch zu anderen Angaben und enthielt unerklärliche Fehler. Ein Archivar aus den USA bestätigte – es handelt sich um die Ausgabe der Nachrichten für die Truppe vom 2.1.1945. Mittlerweile liegt eine Kopie dieser Ausgabe vor (Abbildung) Doch dieser Zeitungsartikel diente 2015 dem ZMSBw als “Anhaltspunkt” dafür das Helmut Lent – Namensgeber der Lent Kaserne – eine “innere Distanz” zum Führer und zum Nationalsozialismus habe. Damit erfüllt der Artikel original den Zweck, den diese Falschmeldung im Jahre 1945 haben sollte, als sie zu tausenden des Nachts von amerikanischen Bombern gezielt hinter den feindlichen Linien abgeworfen wurde: Zweifel zu nähren und die Legende zu bilden, dass die Idole des dritten Reiches sich “innerlich von Führer und nationalsozialistischer Idee” abgewandt hätten. So passt diese Propaganda des US-Geheimdienstes störungsfrei in das Narrativ derer, die Helden des NS-Systems als sinnstiftende Vorbilder der heutigen Soldatengenerationen erhalten wollen. Dieses Dokument, dem Buch “The Lent Papers” entnommen, wurde ungeprüft von einem Kreis um den Ehrenbürger und ehemaligen CDU Fraktionsvorsitzenden Friedrich Kuhle in Umlauf gebracht und sollte eigentlich die These untermauern, Lent sei “kein Nazi im eigentlichen Sinne” gewesen – und daher als “sinnstiftendes” Vorbild auch für heutige Soldaten geeignet. Auch der heutige SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil berief sich auf das Gutachten des ZMSBw, um seine Unterstützung des Namens “Lent-Kaserne” zu begründen. Rede in der Lent-Kaserne bezieht sich auf Nachrichten für die Truppe Jürgen Dehn, Generalstaatsanwalt a.D., hatte 2016 die Aufgabe übernommen, auf einer Veranstaltung in der Kaserne die Soldaten über Helmut Lent aufzuklären. Auch er berief sich auf diesen Zeitungsartikel, ging jedoch noch darüber hinaus als er erklärte: “So enthielt eine nach seinem Tode in der Deutschen Allgemeinen Zeitung erschienene Todesanzeige nicht die obligatorische Floskel “Gefallen für Führer, Volk und Vaterland “, sondern ein deutliches Bekenntnis zum “festen Glauben an Jesus Christus”. Den Text hatte Lent vorausschauend selbst verfasst und eine Bezugnahme auf den Nationalsozialismus untersagt. Dies konnte die alsbald von der Gestapo verhörte Familie nachweisen. Das Verfahren musste daher eingestellt werden. Sein christlicher Glaube war es sicher auch, der ihn furchtlos gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft aufbegehren ließ. ” So rückte er Lent zusätzlich in die Nähe des aktiven Widerstands. Man kann sich in etwa vorstellen wie gut solche Zeilen in den Ohren von Traditionalisten, Rechtskonservativen und vielleicht auch der in Rotenburg stationierten Militärseelsorgers klingen. So erfolgte wenig später dann auch das Votum des Standorts, den Namen des NS-Helden beibehalten zu wollen, denn der “Makel” der Distanzlosigkeit zu Führer und NS-Ideologie war ja von ihm genommen. So wirkt US-Propaganda aus dem Jahr 1945 unmittelbar in die Debatte um Traditionen der Bundeswehr im Jahr 2018 hinein. Das hätten sich die Macher sich damals sicher nicht so vorgestellt – und es ist auf eine Art skurril die man sich nicht ausdenken kann.

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Erinnerungen an Plantlünne

Wenn man durch die Zeitungen blättert, bekommt man einen Eindruck davon, wie schwierig es heute immer noch ist sich ausgewogen mit der deutschen Geschichte zu befassen. Auf Plantlünne wurde ich aufmerksam, weil Plantlünne einer der Stützpunkte war, auf denen eine der Nachtjäger-Gruppen ihren Stützpunkt hatte, die Helmut Lent und das von ihm geführte NJG3 führte. In dem folgenden Beitrag über Plantlünnemit dem Titel “Die tragische Geschichte von Plantlünne”, wird in einem Satz darauf eingegangen, welche Rolle dieser Flugplatz im Angriffskrieg spielte: “Dreimal täglich starteten die Bomberflugzeuge und transportierten tödliche Kriegsfracht nach Holland, Belgien und Frankreich.” Der Rest des Artikels ist entweder allgemein – oder er geht darauf ein, was schlimmes mit dem Standort passierte – oder dass von hier aus Flugzeuge der Allierten gestartet waren, die versehentlich ein Schiff mit Zivilisten versenkte. Da stimmt es froh, dass Bürger der Region sich engagiert haben und eine Gedenktafel aufgestellt haben, die an die Opfer des Nationsalsoialismus erinnert und zum Frieden zwischen den Menschen in Europa mahnt. “Im Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft bekennen wir uns zum Frieden zwischen den Menschen und den Völkern“ lautet der Spruch, den sich die drei Heimatvereine Bramsche, Lünne und Messingen für ihr gemeindeübergreifendes Projekt ausgesucht haben.     Zur Versenkung der Cap Arcona und Thielbeck muss hinzugefügt werden (und das fällt überwiegend unter den Tisch) dass diese mit KZ-Häftlingen aus Neuengamme besetzt waren – Diese jedoch nicht auf einer “Rettungsmission” waren – ganz im Gegenteil. Beide Schiffe waren auf Befehl Himmlers zu “schwimmenden KZs” umgerüstet worden. Mit dem Beginn der KZ-Räumung informiert die SS die Kapitäne der “Cap Arcona” und des Frachters “Thielbek”, Bertram und Jacobsen, dass ihre Schiffe für eine Sonderoperation benötigt werden. Beide weigern sich entschieden, ihre Schiffe als schwimmende KZs zur Verfügung zu stellen, beugen sich aber schließlich dem Druck und Gewaltandrohungen. Während die ersten Häftlinge auf der “Cap Arcona” ankommen, deinstalliert die SS alle Fluchtmöglichkeiten und blockiert die Rettungsboote. Dies deutet zusammen mit den weiteren Maßnahmen darauf hin, dass geplant war, die “Cap Arcona” durch Sprengung zu versenken: Die automatischen Schotten werden zerstört und das Schiff mit einer geringen Treibstoffmenge betankt, die als Brandbeschleuniger ausreicht. Die Hauptverantwortlichkeit für eine der schwersten Schiffskatastrophen der Geschichte liegt allem Anschein nach auf deutscher Seite”, schreibt Wilhelm Lange, Stadtarchivar aus Neustadt, denn sie haben “den Alliierten eine hinterhältige Falle gestellt“. Andererseits unterliefen den Briten folgenschwere Pannen bei der Weiterleitung der Informationen. Noch hat kein Gericht die Verantwortung deutscher und britischer Beteiligter an der Tragödie bei Neustadt aufgearbeitet. Wie das also war – das spricht sich vielleicht auch eines Tages  bis nach Plantlünne heum. Irgendwann wissen alle alles.

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Pyrehne im Warthebruch

In historischen Dokumenten erscheint das Dorf Pyrehne als: Pyrene, Pirene oder auch  Pyren. Stanisław Kozierowski (polnischer Priester und Historiker) befürwortete in seinen Arbeiten, dem Dorf den Namen “Pieranie” zu geben. Der Name “Pierzany” war unter polnischen Eisenbahnern weit verbreitet. Im Gegenzug nannten die ersten polnischen Siedler das Dorf “Fabianówka” (nach dem Namen des amtierenden Dorfverwalters). Bald wünschten Vertriebene aus dem Dorf Kozaki für das Dorf den Namen “Nowe Kozaki” (Neu Kozaki). Im November 1945 wurde jedoch der offizielle Name des Dorfes – Pyrzany – angenommen. Landkarte von Pyrehne, dem Geburtsort Helmut Lents aus dem Jahr 1934. In der Mitte des Bildes sieht man einen längeren unbebauten Streifen im Dorfkern. In dessen Mitte stand die Kirche. Gegenüber der Kirche stand das Geburtshaus Helmut Lents. Dieses Gebäude ist heute noch erhalten und wird als Dorfgemeinschaftshaus genutzt. Südlich von Pyrehne lag eine Region im Warthebruch, die berühmt wurde für Ihre Ortsnamen. Dort war Sumatra ein Nachbarort von Ceylon und man gelangte von Havannah nach Philadelphia durch Saratoga – das aber zu Savannah gehörte. Maryland lag zwischen Neu-Dresden und Neu-Limmritz. Es gab auch dabei noch besondere Kuriositäten: Malta beispielsweise hatte die Ortsteile Quebeck und Mannheim. Im Warthebruch konnte man natürlich auch in Brenkenhoffsfleiß wohnen, benannt nach der Tugend des Mannes, der im Auftrag seines Königs die Urbarmachung des Warthebruchs zwischen 1767 und 1782 realisiert hat. Sein vollständiger Name: Franz Balthasar Schönberg von Brenkenhoff. Der Geheime Oberfinanzrat hatte sogar das königliche Privileg, Titel und Gehalt selbst wählen zu dürfen. Die Kleinbahn Küstrin–Hammer nannte einen ihrer Haltepunkte Klein-Amerika. Er lag mitten in weiten Wiesenflächen, über die aus der Ferne die Häuser von Charlestown, Neu York und Yorktown herübergrüßten. Amerika im Warthebruch Amerika im brandenburgisch-neumärkischen Warthebruch – woher diese seltsamen Namen? Die gängige Theorie sagt, sie seien ein Spiegelbild der Zeit, in der diese Ortschaften gegründet wurden. Damals, in den Jahren 1775–1783, erkämpften die Kolonien in Nordamerika ihre Unabhängigkeit und Freiheit. In Deutschland, insonderheit im aufgeklärten Preußen Friedrichs des Großen, verfolgte man den schweren Kampf, den ein junges freiheitsliebendes Volk um seine Lebensgrundlagen führte, mit unverhohlener Sympathie für die Sache der Amerikaner. Man feierte sie als die Vorkämpfer einer freier werdenden Welt, und die Begeisterung über ihre Erfolge fand ihren lebhaften Widerhall selbst hier bei den Kolonisten des Warthebruches, die sich als Pioniere fühlten und als weithin sichtbaren Ausdruck dieser Verbundenheit ihren entlegenen Siedlungen jene verheißungsvollen Namen aus dem Kriegsgeschehen in der Neuen Welt beilegten. Aber sicher hat, wie viele behaupten, auch des Königs List eine Rolle gespielt. Er wünschte eine „Peuplierung“. Siedler sollten hierher kommen und nicht in die weite Welt, vor allem nicht nach Amerika, auswandern. Also sollten wenigstens die Namen ihrer Dörfer traumhaft klingen. Das Geburtshaus Helmut Lents in Pyrehne Helmut Lent war das jüngste von 5 Kindern im Hause Lent. Er hatte zwei ältere Brüder: Werner und Joachim und zwei Schwestern, Käthe und Ursula. Das Geburtshaus Helmut Lents liegt westlich der Kirche, deren Grundmauern erhalten, und östlich des Geburtshauses noch als dunkles Rechteck erkennbar sind. Auch ältere Fotos des Gebäudes existieren: Pyrehne im Jahr 2018 – das ehemalige Pastorat   Die Kirche von Pyrehne Die erste Erwähnung des möglichen Bestehens einer Kirche oder eines Gebetshauses im Dorf stammt aus dem Jahr 1718. Nach seinem Brand (1769) wurde 1778 an einem anderen Ort (dem Dorfzentrum) eine neue Kirche errichtet. Diese Kirche war eine Zweigstelle, die der Pfarrei in Tarnów untergeordnet war, wo die Familie Zimmermann eine Pfarrkirche für die Arbeiter ihrer Stahlwerke errichtete . Beide Kirchen (alt und neu) waren Fachwerkbauten. Einige Jahre nach dem Bau befand sich im Dorf eine Pfarrei . Im Jahr 1840 zerstörte ein Feuer die Kirche erneut. Bald wurde es wieder aufgebaut und blieb bis 1900, als sie abgerissen wurde. Mit den Bemühungen von Pastor Paul Rohrlach wurde ein weiterer Bau aus Ziegelstein errichtet. Während des Krieges 1945 wurde die Kirche beschädigt. Der Kirchturm wurde durch russische Truppen abgerissen, weil er die Landung von Flugzeugen auf einem nahe gelegenen Flugfeld behinderte. Nach dem Krieg Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurden die Grenzen des ehemaligen polnischen Staatsgebietes gemäß dem Potsdamer Abkommen nach Westen verschoben. Polen verlor das ethnisch gemischte, mehrheitlich von Ukrainern und Weißrussen bevölkerte Drittel seines bisherigen Staatsgebietes an die Sowjetunion. Die dort ansässige polnische Bevölkerung, etwa 1,5 Millionen Menschen, wurde als „Repatrianten“ nach Polen zwangsumgesiedelt. Bereits in den Jahren 1943–1944 waren zehntausende Polen in den Massakern in Wolhynien ermordet worden, hunderttausende hatten flüchten müssen. Im Westen und Norden wurden Polen bis zu einer abschließenden Friedensregelung die deutschen Gebiete östlich der Oder und Neiße („Oder-Neiße-Linie“) zugesprochen. Etwa fünf Millionen Deutsche waren gegen Kriegsende von dort geflohen und wurden durch Einreiseverbot an einer Rückkehr gehindert; nach dem Krieg wurden weitere 3,5 Millionen Menschen vertrieben. Einige deutsch- und polnischsprachige Oberschlesier und Masuren blieben als Minderheit zurück, wurden fortan als Autochthone bezeichnet und erhielten polnisch klingende Namen. Der Gebrauch der deutschen Sprache wurde in Polen verboten. Die „wiedergewonnenen Gebiete“ besiedelten drei Millionen Bürger aus Zentralpolen, etwa ein bis zwei Millionen Repatrianten aus den Kresy und im Jahr 1947 etwa 150.000 durch die Aktion Weichsel aus dem Grenzgebiet zur Sowjetunion vertriebene Ukrainer. Pyrehne wird Pyrzany Nach dem Krieg wurden Pyrehne überwiegend von Vertriebenen aus dem Dorf Kozaki besiedelt. Kozaki liegt in der Nähe von Lwiw / deutsch Lemberg/ polnisch Lwow). Die neuen Bewohner flohen ihrerseits vor dem Stalinismus. Diese vertriebenen bildeten eine enge Gemeinschaft. Zu dieser Zeit wurde das Dorf auch umbenannt. Der Leiter dieser Ukrainischen vertriebenen war der Priester Michał Krall, der versuchte, die ehemalige Glaubensgemeinde zu weiterzuführen, die in Kozaki von den kommunistischen Behörden nicht anerkannt wurde. Es war der Gemeinde erlaubt, für religiöse Zwecke eine alte Taverne , die im nördlichen Teil des Dorfes steht, herzurichten. Diese wurde wieder aufgebaut, mit einem Blechdach bedeckt und darin ein Altar mit einer Statue der Jungfrau Maria errichtet. Diese neue Kirche wurde am 27. August 1945 eingeweiht. Die Ruinen des alten Kirchengebäudes wurden mit der Zeit abgerissen – bis heute sind die Fundamente zu sehen. Am Ende des ehemaligen Mittelganges wurde 1985 (40 Jahre Nach Kriegsende) ein Obelisk zu Ehren von Priester Krall errichtet, der im Dienste der Vertriebenen aus Kozaki gestanden und die Gemeinde zusammengehalten hatte. Eine neue katholische Kirche An die Familie Lent erinnert weder im Dorf noch in dem polnischen Wiki-Eintrag nichts. Das internationale deutsch-polnisch-tschechisch-ukrainische Geschichtsprojekt „Polen, Deutsche und Ukrainer auf dem Erinnerungspfad von erzwungenen Migrationen“ erschließt und dokumentiert einen europäischen Erinnerungspfaden zum Themenkomplex […]

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Nachrichten für die Truppe – Unterstützung aus Betzdorf

Nicht nur aus den USA erhalten wir Unterstützung bei unserer Recherchen. Auch ein Deutscher Autor hat in Sachen der enttarnten Fälschung in seinem Archiv nachgesehen. Und tatsächlich: der Artikel, auf den das Dossier der Organisation Kuhle in ihrem Aufruf zur Information der Ratsmitglieder beigefügt hatte, und das auch für Gutachten des ZMSBw herangezogen wurde, entstammt den Nachrichten für die Truppe. Hier die vollständige Ausgabe vom 02.01.1945 als PDF NFDT_2_Januar_1945. Wir bedanken uns hier ausdrücklich bei Ralf-Anton Schäfer für die Unterstützung! Schäfer hatte sich alle Ausgaben aus dem Bestand des Nationalarchivs der USA auf zwei Mikrofilmen für eigene Recherchen zusenden lassen. Gruppe um Friedrich Kuhle bringt Nachrichten für die Truppe in Umlauf Im Vergleich mit dem Artikel, wie er der von der Organisation um Friedrich Kuhle unter anderem den Mitgliedern des Rats der Stadt Rotenburg vor ihrer Entscheidung vorgestellt wurde, fällt auf: die Worte “Neue Wendung” beziehen sich nicht auf den Fall Lent, sondern auf ein “Göhrum Attentat” eines NSKK Oberführers. Damit erfolgt eine zusätzliche Dramatisierung des Artikels. Dass dieser mit Fehlern übersät ist (Helmut mit “th”, hat nur eine Tochter, die zwar gerade erst geboren wurde, (Anzeige) aber schon ein Bild halten kann. Dazu ein fehlendes Wort  im Satz: verbot jegliche Bezugnahme auf “den oder die Nationalsozialistische Idee” – wobei man vermuten könnte, dass das Wort “Führer” fehlt, ist es verwunderlich, dass dieser bisher nicht als Auszug eines Propaganda-Blatters der Aliierten gekennzeichnet wurde. In Fachkreisen könnte “Nachrichten für die Truppe” einen erhöhten Bekanntheitskreis genießen. Nach dem dieses Dokument in Umlauf gebracht wurde bezog sich u.a. das ZMSBw in seinem Gutachten darauf. Auf dieses wiederum bezog sich auch der Sprecher der Fraktion der CDU im Rat der Stadt Klaus Rinck in Kenntnis des Dossiers seines Vorgängers und Parteikollegen Friedrich Kuhle. Vortrag aus den Nachrichten für die Truppe – im Jahr 2018 Auch die Soldaten der Kaserne wurden auf Basis dieser Fälschung unterrichtet. In seiner Rede stilisierte der in Rotenburg wohnhafte Generalstaatsanwalt a.d. Jürgen Dehn zu einem Christen der “furchtlos gegen das System aufbegehrte” In seinem Vortrag vor den Soldaten der Lent Kaserne  im April 2017 sagte Jürgen Dehn: “So enthielt eine nach seinem Tode in der Deutschen Allgemeinen Zeitung erschienene Todesanzeige nicht die obligatorische Floskel “Gefallen für Führer, Volk und Vaterland “, sondern ein deutliches Bekenntnis zum „festen Glauben an Jesus Christus“. Den Text hatte Lent vorausschauend selbst verfasst und eine Bezugnahme auf den Nationalsozialismus untersagt. Dies konnte die alsbald von der Gestapo verhörte Familie nachweisen. Das Verfahren musste daher eingestellt werden.” Luttmann macht sich die Position von Dehn zu eigen Auch Landrat Herrmann Luttmann bezog sich auf die “Expertise” von Herr Dehn: “Luttmann, der selbst zwei Jahre lang in der Kaserne gedient hat, macht sich die Position von Generalstaatsanwalt a. D. Jürgen Dehn zu eigen, der in seiner Expertise über Lent zu folgendem Ergebnis kommt: „Allein die Tatsache, dass Lent in großer Zahl britische Bomber abgeschossen hat, macht ihn (Anm. d. Red.: als Namensgeber) nicht ungeeignet.“ Lent habe die Zivilbevölkerung in den deutschen Großstädten vor den massiven Luftangriffen der Alliierten im Zweiten Weltkrieg verteidigt. Die Person Lent zeige, wie fliegerische Begeisterung und soldatische Pflichterfüllung zu einer Verstrickung in ein Unrechtsregime führten. Dehn: „Er war ein guter Soldat im Dienst einer schlechten Sache.“ Dehn zufolge war Lent nicht einmal Mitglied der NSDAP.” Quelle Weserkurier Man sieht hier, wie immer wieder – und auch wider besseres Wissen – an Legenden gearbeitet wird. Lent konnte nicht Mitglied der NSDAP werden: vor dem Eintritt in die Lufwaffe mit 17 war er zu jung – danach war ihm per Wehrgesetz von 1935 die Parteimitgliedschaft verwehrt. Da er nicht Mitglied der NSDAP sein konnte, gab es auch keine Entscheidungsfreiheit in dieser Frage. Daher sagt dies ebenfalls nichts über seine Haltung zum System oder der Politik aus.

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