Lent Kaserne Rotenburg Wümme Jägerbatallion 91

Interview mit Detlef Bald Militärhistoriker im NDR zu Lent

Der NDR berichtet in seinem Special  “Streitkräfe und Strategien” über den neuen Traditionserlass. Dabei wird jedoch auch den Traditionserlass von 1982 Bezug genommen:

Auch bei der Umbenennung von Kasernen sind die Aussagen des Erlasses von 1982 eindeutig:

“Kasernen und andere Einrichtungen der Bundeswehr können mit Zustimmung des Bundesministers der Verteidigung nach Persönlichkeiten benannt werden, die sich durch ihr gesamtes Wirken oder eine herausragende Tat um Freiheit und Recht verdient gemacht haben.”

Daher standen bereits damals beispielsweise die Namen der Lent- beziehungsweise Marseille-Kaserne nicht im Einklang mit dem Traditionserlass. Kritiker verweisen daher drauf, der Erlass sei bis heute nur halbherzig umgesetzt worden. Die Bundeswehr habe vor allem ein Umsetzungproblem. Eigentlich sei ein neuer Traditionserlass gar nicht notwendig. Stellt der NDR fest.

Militärhistoriker Detlef Bald im Interview

Ab ca. 6:55 wird die Lent-Kaserne angesprochen:

Flocken: Ein Dauerstreitthema sind in der Tat weiterhin Kasernennamen. Also Kasernen, die nach Soldaten des Zweiten Weltkrieges benannt worden sind. Zum Beispiel die Lent-Kaserne in Rotenburg-Wümme in Niedersachsen, oder die Marseille-Kaserne im schleswig-holsteinischen Appen. Enthält der Traditionserlass denn jetzt klare Vorgaben für die Namen von Kasernen?

Detlef Bald: Also ich denke, wenn man ihn richtig interpretiert, enthält der die klaren Vorgaben. Aber es ist natürlich so, wie Sie vorhin zitierten, dass die konkrete einzelne Persönlichkeit herangezogen werden muss mit ihren Taten. Da wird es natürlich schwierig. Also wenn ich an die Namensgebung Lent denke, dann ist das geradezu pathologisch rechthaberisch, was da vor Ort passiert.

Flocken: Inwiefern?

Bald: Dieser Offizier, ein Nachtflieger, war ein getreuer Gast bei Adolf Hitler. Er war bis zu seinem Tode eng in die Ideologie des Nationalsozialismus, wenn wir seine eigenen Worte nehmen, nicht nur hineingezogen, sondern er hat sie vertreten. Also so eine Person ist völlig unglaubwürdig, auch wenn aus seiner Familie Personen kommen, die einen anderen Weg gegangen sind. Hier haben wir einen richtigen Kriegshelden und zwar einen nationalsozialistischen. Und der ist einfach nicht traditionswürdig.

Flocken: Das heißt, die Kaserne dürfte Ihrer Meinung nach nicht mehr Lent-Kaserne heißen nach diesem Entwurf des neuen Traditionserlasses?

Detlef Bald: Es ist für mich unglaublich, dass man einen so langen, jahrelangen Kampf um diesen Namen führt, wenn wir die vielen Zitate, die wir aus seinen Unterlagen kennen. Aber das hängt auch mit der Lokalgeschichte zusammen. Die Familie Lent wohnt da lange und er hat Verdienste, wie man das so schön nennt, in der Regionalpolitik.

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