Erinnerungen an Plantlünne
Wenn man durch die Zeitungen blättert, bekommt man einen Eindruck davon, wie schwierig es heute immer noch ist sich ausgewogen mit der deutschen Geschichte zu befassen. Auf Plantlünne wurde ich aufmerksam, weil Plantlünne einer der Stützpunkte war, auf denen eine der Nachtjäger-Gruppen ihren Stützpunkt hatte, die Helmut Lent und das von ihm geführte NJG3 führte.
In dem folgenden Beitrag über Plantlünnemit dem Titel “Die tragische Geschichte von Plantlünne”, wird in einem Satz darauf eingegangen, welche Rolle dieser Flugplatz im Angriffskrieg spielte:
“Dreimal täglich starteten die Bomberflugzeuge und transportierten tödliche Kriegsfracht nach Holland, Belgien und Frankreich.” Der Rest des Artikels ist entweder allgemein – oder er geht darauf ein, was schlimmes mit dem Standort passierte – oder dass von hier aus Flugzeuge der Allierten gestartet waren, die versehentlich ein Schiff mit Zivilisten versenkte.
Da stimmt es froh, dass Bürger der Region sich engagiert haben und eine Gedenktafel aufgestellt haben, die an die Opfer des Nationsalsoialismus erinnert und zum Frieden zwischen den Menschen in Europa mahnt.
“Im Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft bekennen wir uns zum Frieden zwischen den Menschen und den Völkern“ lautet der Spruch, den sich die drei Heimatvereine Bramsche, Lünne und Messingen für ihr gemeindeübergreifendes Projekt ausgesucht haben.
Zur Versenkung der Cap Arcona und Thielbeck muss hinzugefügt werden (und das fällt überwiegend unter den Tisch) dass diese mit KZ-Häftlingen aus Neuengamme besetzt waren – Diese jedoch nicht auf einer “Rettungsmission” waren – ganz im Gegenteil. Beide Schiffe waren auf Befehl Himmlers zu “schwimmenden KZs” umgerüstet worden.
Mit dem Beginn der KZ-Räumung informiert die SS die Kapitäne der “Cap Arcona” und des Frachters “Thielbek”, Bertram und Jacobsen, dass ihre Schiffe für eine Sonderoperation benötigt werden. Beide weigern sich entschieden, ihre Schiffe als schwimmende KZs zur Verfügung zu stellen, beugen sich aber schließlich dem Druck und Gewaltandrohungen. Während die ersten Häftlinge auf der “Cap Arcona” ankommen, deinstalliert die SS alle Fluchtmöglichkeiten und blockiert die Rettungsboote. Dies deutet zusammen mit den weiteren Maßnahmen darauf hin, dass geplant war, die “Cap Arcona” durch Sprengung zu versenken: Die automatischen Schotten werden zerstört und das Schiff mit einer geringen Treibstoffmenge betankt, die als Brandbeschleuniger ausreicht.
Die Hauptverantwortlichkeit für eine der schwersten Schiffskatastrophen der Geschichte liegt allem Anschein nach auf deutscher Seite”, schreibt Wilhelm Lange, Stadtarchivar aus Neustadt, denn sie haben “den Alliierten eine hinterhältige Falle gestellt“. Andererseits unterliefen den Briten folgenschwere Pannen bei der Weiterleitung der Informationen. Noch hat kein Gericht die Verantwortung deutscher und britischer Beteiligter an der Tragödie bei Neustadt aufgearbeitet.
Wie das also war – das spricht sich vielleicht auch eines Tages bis nach Plantlünne heum. Irgendwann wissen alle alles.