Soldaten der Bundeswehr Jägerbattallion 91 Lent Kaserne

General Zorn zum Traditionserlass

Ein bisschen Wohlfühlen muss schon sein

Der Saarbrücker Eberhard Zorn (57) ist einer der ranghöchsten Generäle der Bundeswehr. Der Drei-Sterne-General leitet im Verteidigungsministerium seit diesem Jahr die Abteilung Personal und ist damit Personalchef der 250 000 militärischen und zivilen Mitarbeiter der Streitkräfte. Im Interview mit der Saarbrücker Zeitung. nimmt er Stellung zum Traditionserlass und Traditionen bei der Bundeswehr. Dabei geht er auch darauf ein, inwieweit Vorbilder innerhalb der eigenen Geschichte der Bundeswehr gefunden werden können:

SZ: “Der Traditionserlass soll überarbeitet werden. In welche Richtung?”

ZORN “In den 60 Jahren Bundeswehr gibt es eine ganze Reihe bedeutender Ereignisse, die im Traditionsverständnis bisher nicht abgebildet sind. Die junge Generation hat in den Auslandseinsätzen Gefechte, Verwundete und Gefallene erlebt, das muss sich widerspiegeln. Die Diskussion und eine Weiterentwicklung des Traditionsverständnisses sind wichtig und gut.

SZ:”Wenn ein Hauptfeldwebel der Fallschirmjäger nach Vorbildern sucht, wird er unter anderem auf die preußischen Heeresreformer verwiesen. Die werden ihm im Zweifel wenig sagen. Die Wehrmacht ist historisch kontaminiert. Woran soll er sich orientieren?

Vorbilder aus der Gegenwart

ZORN Ich habe mir in meinen fast 40 Dienstjahren immer Vorbilder aus der Ist-Welt gesucht. Für mich waren das meine Vorgesetzten und Kameraden, natürlich nicht alle.  Eine rein historische  Rückbesinnung  liefert mir kein greifbares, selbst erlebtes Vorbild. Wenn ich mir heute die Soldaten aus den Einsätzen anschaue, die unter Gefechtsbedingungen geführt und sich für ihre Leute eingesetzt haben, finde ich darunter zahlreiche Vorbilder, die  tapfer und vorbildlich gedient haben.

SZ:”Wenn das so ist, wie erklären Sie sich dann, dass in Kasernen zum Teil bis vor kurzem noch Landser an die Wände gepinselt waren?”

ZORN “Vorneweg: Das sind ganz klar Ausnahmen gewesen! Und um ehrlich zu sein, es ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar, was diese Menschen bewegt hat, so zu handeln beziehungsweise so etwas zuzulassen. Diesen Fragen stellen wir uns in der derzeitigen Diskussion.”

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Erste Ergebnisse dieser Diskussion haben Eingang in den Entwurf für einen neuen Traditionserlass gefunden. Darin wird erneut betont, dass Können im Gefecht alleine nicht ausreichend ist. Trotzdem werden weiterhin zeitlose soldatische Tugenden diskutiert. Ein Teil der Diskussion befasst sich mit der Fragestellung, wie die auch hier angesprochene “Kontamination” zu bewerten ist, und ob diese die “zeitlosen Tugenden” überdeckt – oder ob es eher umgekehrt sein sollte – dass also dass Leistungen innerhalb dieser “zeitlosen Tugenden” immun sind gegen eine “Kontamination”, dass also der Kontext, in dem diese Leistungen erbracht werden, in den Hintergrund treten muss.

Den vollständigen Artikel lesen Sie hier:

 

 

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