Staatsbegräbnis für Lent
Am 11. Oktober 1944 wurde zu Ehren Lents ein Staatsakt in der Reichskanzlei in Berlins vollzogen. Für den folgenden Tag hatte Adolf Hilter ein feierliches Staatsbegräbnis auf dem Garnisonsfriedhof in Stade, Niedersachsen für Lent und seine Besatzung als letzte besondere Auszeichnung angeordnet. Der propagandistische Charakter der Beisetzung dieser Veranstaltung wird sowohl im „Erinnerungsbuch“ von Lena Lent als auch in „The Lent Papers“ von Peter Hinchliffe durch eine Vielzahl von Fotos dokumentiert.
Generalmajor Ibel, Divisionskommandeur der 2. Jagddivision, in seiner Ansprache anlässlich der Beisetzung von Helmut Lent am 12.10.1944: „Sein Glaube an den Sieg und unserer gerechten Sache war felsenfest und ist gerade in den letzten schweren Monaten nur fester geworden. Dieser Glaube lag begründet in seiner heißen Liebe zur Heimat und seiner unübertrefflichen Treue zum Führer und seiner Sache.“ Generalmajor Ibel erhielt ab Februar 1945 von Lena Lent erste Teile des von ihr geschriebenen und erstellten Lent-Erinnerungsbuches. Ibel war von Mai 1945 bis März 1948 in britischer Kriegsgefangenenschaft. Von Oktober 1957 bis September 1961 wurde Ibel als Brigadegeneral der Luftwaffe in der neu gegründeten Bundeswehr eingesetzt.
Staatssekretär Ahrens in seiner Rede am Grab Helmut Lents: „Wir wissen (….) daß Du mit Fanatismus sondergleichen alles getan hast, was menschenmöglich war, um den Feind Schaden zuzufügen. Um Dir das hier an Deinem Grabe zu sagen, hat mich unser Gauleiter und Reichsstatthalter heute hierher entsandt.“
Eine anwesende verwandte Helmut Lents schreibt in einem Brief, dass die Zeremonie des Superintendenten der Deutschen Kirche eine patriotische Predigt gehalten hätte und diese ohne Gebet, Vaterunser oder Segen beendet habe.
Im März 1945 planten das Oberkommando der Luftwaffe und das Oberkommando des Heeres noch eine Umgestaltung des Garnisonsfriedhofes in Stade, damit im Mittelpunkt eines neuen Ehrenhaines
die Begräbnisstätte von Lent und seiner Besatzung liegt.
Im Aufruf vom 30.10.2015 von Damke, Hagedorn, Kuhle, Pfau und Pfeifer in Anlage 6 ist nachzulesen: „Lent und seine Besatzung wurden am12. Oktober 1944 unter großer Anteilnahme der Stader Bevölkerung auf dem Garnisonsfriedhof in Stade christlich beigesetzt, wie er es verfügt hat.“ Generalstaatsanwalt a.D. Jürgen Dehn führt am 28. April 2017 vor den Vertrauensleuten der Soldaten der Lent Kaserne aus: „Er (Helmut Lent) wurde mit den drei Mitgliedern seiner bei dem Flugunfall ebenfalls ums Leben gekommenen Besatzung in Stade kirchlich beerdigt.“ Da den Autoren des Aufrufes und auch Generalstaatsanwalt a.D. Jürgen Dehn das Buch „The Lent Papers“ vorlag, kann bei ihrer Aussage eines christlichen/kirchlichen Begräbnisses in Stade von Lent und seiner Besatzung nur von einer bewussten Irreführung über den Charakter des Begräbnisses ausgegangen werden.
Eine Separate Trauerfeier, die vom famliären Kreis bestimmt war, der der Bekennenden Kirche angehörig oder zugeneigt war, fand am 31.10 1944 in Pryrehne statt. Hier hielt Helmut Lent älterer Bruder Joachim die Trauerrede. Seine Rede schloss er mit den Worten aus Helmut Lents letzen Brief:
„Mögen auch Städte in Asche sinken,
wenn Gott auf ihren Trümmern seine Kirche errichtet,
dann ist doch diese Zeit sogar eine fruchtbare gewesen.“
Helmut Lent 1944
Video des Staatsaktes in der Reichskanzlei
https://www.youtube.com/watch?v=kdtuALGxngU
Die Lage des Grabes Helmut Lents auf dem Garnisonsfriedhof in Stade

Lage der Grabstätten von Helmut Lent und seinen beim Unfall ums Leben gekommenen Kameraden auf dem Garnisonsfriedhof in Stade

Blick über den Garnisonsfriedhof in Stade – in der Bildmitte hinten das Grab von Helmut lent

Grabstätte von Helmut Lent auf dem Garnisonsfriedhof in Stade. Links das Grab von Helmut Lent.

Die Grabsteine von Helmut Lent und Kubisch in Stade
Der Text auf der Pulttafel in der Nähe von Helmut Lents Grab auf dem Garnisonsfriedhof lautet:
Auf diesem Gräberfeld ruhen Helmut Lent, einer der erfolgreichsten deutschen Nachtjäger-Piloten im Zweiten Weltkrieg, und drei weitere Angehörige der Luftwaffe, die im Oktober 1944 bei einem Flugunfall ums Leben kamen. Die zentrale Lage auf dem Garnisonsfriedhof verweist auf die besondere militärische wie propagandistische Bedeutung Lents für das nationalsozialistische Regime.
Helmut Lent, geboren am 13. Juni 1918 in Pyrehne (heute Pyrzany/Polen), trat bereits 1936 der Luftwaffe bei. 1939 war er am deutschen Überfall auf Polen beteiligt und erzielte hier wie in den anschließenden Luftkämpfen über der Deutschen Bucht seine ersten Abschüsse; weitere folgten 1940 in Norwegen. Im selben Jahr wechselte Lent zur Nachtjagdwaffe. Im Zuge seiner über 500 Einsätze schoss er insgesamt 110 gegnerische Flugzeuge ab, wofür ihm zahlreiche hohe Auszeichnungen verliehen wurden. 1943 wurde er zum Kommodore des in Stade stationierten Nachtjagdgeschwaders 3 ernannt. Am 5. Oktober 1944 stürzte Lents Flugzeug bei Paderborn wegen eines Motorschadens ab; mit ihm starben Bordschütze Werner Kark und die beiden Funker Werner Klöss und Walter Kubisch. Im Anschluss an einen von Adolf Hitler angeordneten Staatsakt in Berlin zu Ehren Lents wurde dieser zusammen mit den anderen drei Unfallopfern am 12.10.1944 an diesem Ort beigesetzt.
Instrumentalisierung als Held
Als Lent mit 26 Jahren ums Leben kam, war er der erfolgreichste Nachtjäger des Dritten Reiches, wobei seine herausragenden militärischen Leistungen nicht davon abgekoppelt werden können, dass sie im Rahmen eines Angriffs- und Vernichtungskrieges für das NS-Regime erbracht wurden. Seine persönliche Einstellung zum Nationalsozialismus ist unklar, allerdings handelte er stets im Sinne der Kriegführungspolitik des NS-Staates und legte dabei eine systemkonforme Haltung an den Tag. Bereits bei seinem ersten Einsatz in Polen beklagte er, dass es ihm „nicht vergönnt [war], noch einen Gegner aus der Luft abzuschießen“, und hoffte, „noch zur rechten Zeit an den Drücker zu kommen“. Widerwillen oder gar Protest gegen die propagandistische Vereinnahmung als „einer der ganz großen Helden unseres Volkes“ (Hermann Göring) lassen sich nicht belegen. Zuletzt war Lent als soldatische Ikone für das Regime so wertvoll, dass es ihn mit einem weit- gehenden Feindflugverbot belegte.
PDF-Datei der Pulttafeln auf dem Garnisonsfriedhof in Stade
Informationen zum Garnisonsfriedhof in Stade
Auf dem Garnisonsfriedhof ruhen – nach den uns vorliegenden Informationen – in mehreren Gräberfeldern insgesamt 212 Tote beider Weltkriege und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft..
Der Stader Garnisonsfriedhof:
1671 stellte die Stadt Stade das Gelände “Am Budenberg” der schwedischen Garnison als militärischen Friedhof zur Verfügung.
Während die Bürger der Stadt bis 1789 – der Einrichtung des kirchlichen Horst-Friedhofs – ihre Toten in und bei den Kirchen begruben, wurden auf dem Garnisonsfriedhof spätestens nach dem Übergang an das Kurfürstentum Hannover neben den Verstorbenen der Garnison auch die Toten der staatlichen Beamtenschaft und ihre Angehörigen beigesetzt.
Seit dem 19. Jahrhundert wurden hier aber auch Opfer mehrerer Kriege bestattet, u.a.:
– Tote der Napoleonischen Kriege 1806–1815
– dänische Kriegsgefangene 1848 und 1864
– französische Kriegsgefangene 1870/71
– deutsche Soldaten des Ersten Weltkrieges, die im Stader Lazarett verstorben waren
– deutsche Soldaten des Zweiten Weltkrieges Darunter Helmut Lent
– Kriegsgefangene aus Polen, Russland, Frankreich, Italien und anderen Ländern (Erster und Zweiter Weltkrieg)
– zivile Opfer der beiden Luftangriffe auf Stade im April 1945
– Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten
Die einzelnen Gräberstätten sind in dem offenen parkähnlichen Gelände leicht zu finden.
Bilder vom Garnisonsfriedhof in Stade bei Wikimedia