Wer war Lena Lent?
Die Heirat von Helmut Lent mit der in Moskau geborenen Helene (Lena) Senokosnikov wird wiederholt als Argument genommen, dass Lent sich über die Rassepolitik der Nationalsozialisten hinweggesetzt hätte, weil er eine Russin geheiratet habe. Andere sagen, Lena Lent sei ein “Halbjüdin” gewesen. Daher ein kurzer Blick auf die Herkunft seiner Ehefrau Lena.
Im Personalnachweis der Wehrmacht von Helmut Lent findet sich als Heiratsvermerk: „Hamburg-Wellingsbüttel, den 10.09.1941 mit Helene Senokosnikow, geb. 24.4.1914, griech.kath., Tochter des Kaufmanns Trifon S. in Hamburg.“
Der Vater von Lena Lent war ein wohlhabender Kaufmann in Moskau. Er verließ die Stadt nach der Oktoberrevolution 1917. Drei Jahre später folgte die Familie. In Hamburg gründete er eine Handelsgesellschaft. Die Familie wird im Buch „The Lent Papers“ als sehr erfolgreich und gutsituiert beschrieben. (“a very prosperous merchant”, Lent Papers S.56)

Aus dem Gutachten für die Gruppe um Friedrich Kuhle – “Anhaltspunkte zu Lents tatsächlicher Haltung zum Nationalsozialismus”.
Helene Senokosnikov arbeitete in der Firma ihres Vaters als Korrespondentin. Seit 1938 hatte sie den Ariernachweis. Helmut Lent hatte es nach seinen Erfolgen in der “Luftschlacht über der Deutschen Bucht” zu etwas Berühmtheit gebracht. Er erhielt in Folge “Fan-Post” auch von jüngeren Damen mit zum Teil eindeutigen Angeboten. Auch Lena Senokosnikov suchte um die Jahreswende 1939/40 unter einem falschen Namen (Elisabeth Petersen) über “Fan-Post” Kontakt zu Helmut Lent. Es kam zu einem Treffen. Zu diesem hatte sich “Elisabeth Petersen” die Haare blond gefärbt “um arischer zu wirken”. Kurze Zeit nach einem ersten Treffen im noblen Hotel „Reichshof“ in Hamburg fuhren beide im Februar 1940 gemeinsam auf Skiurlaub nach Hirschegg in Tirol.
Die Heirat
Bereits im März 1941 hatte Lena Senokosnikova die Deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Gemäß der damaligen Bestimmungen waren Heiraten von Offizieren Zustimmungspflichtig und auch mit dem Reichssippenamt abzuklären. Das Reichssippenamt bestätigte am 8.9.1941, dass es keine Bedenken gegen eine Heirat gäbe und daß Fräulein Senokosnikow deutschen oder artverwandten Blutes ist: „Die arische Abstammung der Helene Senoskosnikow wird anerkannt.“. Die Ehe wurde am 10.09.1941 vor dem Standesamt Wellingsbüttel (Hamburg) geschlossen. In der Heiratsurkunde wurde als Wohnort Barkenkoppel 16 in Wellingsbüttel (Hamburg) angegeben – eine bevorzugte Wohngegend.

Die Abstammungsurkunde die Lena Lent “reine Arische Abstammung” bescheinigte, stammte aus dem Jahr 1938. Das Reichssippenamt hatte keine Einwände gegenüber der Annahme, dass Fräulein Senoksnikova Deutscher oder Artverwandten Blutes ist. Quelle: Lent Papers.
Die Deutsche Allgemeine Zeitung schrieb später über Lena Lent: „Frau Lena Lent ist die Tochter eines Hamburger Fabrikbesitzers …“
1947 war der Firmensitz des Vaters von Lena Lent , Trifon Senoksnikov, in der Königstraße 21/23 in Hamburg und wurde unter “Gerbereibedarf” geführt.
Die Zwangsarbeiterin im Haushalt Lent
Im Haushalt der Familie Lent in Stade wurde ab dem 06.08.1943 eine erst 18-jährige ukrainische Zwangsarbeiterin eingesetzt. Gutachter kommen zu verschiedenen Einschätzung. Das Gutachten das auf Initiative der Gruppe um Friedrich Kuhle erstellt wird relativiert den Einsatz einer jungen Zwangsarbeiterin im Haushalt Lent.

Gutachten des ZMSBw auf Initiative der Gruppe um Friedrich Kuhle zur Lents Haltung zum Nationalsozialismus
Das Gutachten des MFGA aus dem Jahre 2004 stellt jedoch heraus, dass Helmut und Lena Lent von dem rasseideologischen Zwangscharakter des NS-Regimes profitiert hätten. Als Verweis auf die hier genannten “Menschenjagden” wurde Rolf-Dieter MÜLLER, Die Zwangsrelautierung von “Ostarbeitern” 1941-1944, in: Der zweite Weltkrieg. Analysen, Grundzüge, Forschungsbilanz, hrsg. von Wolfgang Michalka, München/Zürich 1989, S. 772-783 genannt.

Gutachten 2004 des MFGA zur Traditionswürde Helmut Lents – Hier wird die “Kenntnis des rasseideoligischen Zwangscharakters” betont.
Zuwendungen nach dem Unfall Helmut Lents
Nach dem Flugunfall von Helmut Lent erhielt Lena Lent ein Telegramm von Adolf Hitler mit folgendem Inhalt:
„ZU DEM SCHWEREN VERLUST DER SIE DURCH DEN FLIEGERTOD IHRES GATTEN BETROFFEN HAT SPRECHE ICH IHNEN MEIN AUFRICHTIGES UND TIEFEMPFUNDENES BEILEID AUS“
Ein Grundstück für Lena Lent
Anfang Dezember 1944 teilte der Kreisleiter der NSDAP der Stadt Stade fernmündlich mit, dass die Witwe des Oberstleutnants Lent sich in Stade ein Wohnhaus bauen möchte und dass der Gauleiter der NSDAP den Wunsch äußert, dass die Stadt Stade ihr einen Bauplatz überlässt. Frau Lent wünsche einen Bauplatz an der Holtermannstraße.
Die Stadt Stade überließ daraufhin Frau Lent und ihren Kindern zu gleichen Teilen als Schenkung ein 1.177 qm großes Baugrundstück in exclusiver Lage im Wert von 3.531 RM. Das Baugrundstück wurde 1949 von der Stadt Stade zum Preis von 3.531 DM von Frau Lent zurückgekauft, da es nicht zu einer Bebauung kam und Lena Lent aus Stade weggezogen war.
Förderung aus Hitlers persönlichem Verfügungsfond
Am 2. Januar 1945 bekam Lena Lent aus dem Führerhauptquartier die Mitteilung, dass Adolf Hitler aus seinem persönlichen Verfügungsfond jeder ihrer beiden Töchter 5.000 Reichsmark für spätere Ausbildung und Aussteuer bewilligt hat.
Lena Lent bedankte sich am 20. Januar 1945 und führte in ihrem Schreiben aus: „Da ja die Urkunde zu den Brillianten später ausgehändigt wird, wäre es für mich ein Erlebnis einzigartiger Art sie aus der Hand des Führers empfangen zu dürfen. … Ich spreche nochmals meinen Dank aus und bin mit Heil Hitler Lena Lent“