Aus dem einem “Brief an die Kommandeure”, Helmut Lent, 1944
„Wir sind in der entscheidenden Phase dieses Krieges angelangt. Durch den Einsatz unserer neuen Waffen ist das Vertrauen nicht nur des deutschen Menschen in der Heimat, sondern auch des deutschen Soldaten an der Front zur Führung und vor allem auch zum Endsieg unerhört gewachsen. Es beginnt nun der Endspurt. Ich bin gewiss, dass der Endsieg nicht mehr fern ist, wenn auch der kleine Nachtjäger irgend einer Nachtjagdgruppe mit noch mehr Einsatzfreudigkeit und noch größerer Verbissenheit und vor allem noch größeren Erfolgen gegen den Feind fliegt.
Einer der Briefe von Helmut Lent aus den “Lent Papers” von Peter Hinchcliffe, nur wenige Monate vor dem Unfalltod Helmut Lents.
Eine Einschätzung zum Thema Endsieg einer Diskussion zur Traditionswürde Helmut Lents: Forum
“Der Aufruf zum Vernichtungskrieg bis zum letzten Soldaten, Patrone und zur letzten Milchkuh schließt ja auch jede Art von Kapitulation aus. Und spätestens an dieser Stelle sollten mal einige Traditionsrevisionisten hier im Blog ihre scheinheilige Rhetorik gegen UvdL a bisserl runter schrauben. Wer die „Heimat“ und die eigene Zivilbevölkerung offiziell und straff durchorganisiert zum Kriegsgebiet und Vernichtungsmittel macht, der soll sich nicht wundern, dass dann über der Heimatfront Bomber des Gegners auftauchen. Und die als heldenhaft von den Nazis ausgezeichneten Verteidiger dieser Heimatfront haben nicht das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes verteidigt sondern haben versucht einen sinnlosen Vernichtungskrieg bis zum Endsieg weiter zu führen und damit den Krieg in die „Heimat“ getragen.
Adolf Hitler hatte den Begriff Endsieg bereits in Mein Kampf verwendet:
Ich war vom schwächlichen Weltbürger zum fanatischen Antisemiten geworden. Nur einmal noch – es war das letzte mal – kamen mir in tiefster Beklommenheit ängstlich drückende Gedanken. Als ich so durch lange Perioden menschlicher Geschichte das Wirken des jüdischen Volkes forschend betrachtete, stieg mir plötzlich die bange Frage auf, ob nicht doch vielleicht das unerforschliche Schicksal aus Gründen, die uns armseligen Menschen unbekannt, den Endsieg dieses kleinen Volkes in ewig unabänderlichem Beschlusse wünsche?
Ideologisch wurde der „Endsieg“ wegen der angeblichen rassischen Überlegenheit der Deutschen als unausweichlich betrachtet, denen hierzu allerdings die unbedingte Gefolgschaft gegenüber dem „Führer“ abverlangt wurde. Militärisch sollte er insbesondere durch extreme Opferbereitschaft, die als „Wunderwaffen“ gepriesenen technologischen Innovationen der Kriegführung, den Kriegseintritt Japans in Südostasien oder Schiffsversenkungen durch U-Boote herbeigeführt werden. Äußerungen des Zweifels am Endsieg konnten besonders in den Jahren 1942 bis 1945 als Defätismus ausgelegt und als „Wehrkraftzersetzung“ mit dem Tode bestraft werden. Die Verurteilten waren häufig Opfer von Denunziationen aus dem Kollegen- oder Bekanntenkreis. Auch das wusste Helmut Lent. Als Geschwaderkommodore des Nachtjägergeschwaders 3 war er Teil des Repressionsapparates. So schrieb er an seiner Gruppenkommandeure:
Die wirksamste Belehrung ist selbstverständlich eine Fahrt durch die zerstörten Städte. Die Besatzung, die dann noch nicht weiß, was sie zu tun hat, ist feige und muß ausgerottet werden.
Struktur des Nachtjagdgeschwaders 3, deren Geschwaderkommodore Lent war
Der Stab des Nachtjagdgeschwaders 3 lag zu Beginn des Jahres 1944 in Stade. Er unterstand der 2. Jagd-Division und war mit der Junkers Ju 88 C ausgerüstet. Mitte 1944 folgte die Umrüstung auf die Junkers Ju 88 G.
I. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 3
Die I. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 3 lag zu Beginn des Jahres 1944 in Vechta, die 2. Staffel in Wittmundhafen und die 3. Staffel in Kastrup. Sie unterstand der 2. Jagd-Division und war mit der Messerschmitt Bf 110 und der Junkers Ju 88 C ausgerüstet. Im März kehrte die 3. Staffel nach Vechta zurück, im April 1944 die 2. Staffel. Im August verlegte die zwischenzeitlich komplett auf die Junkers Ju 88 G umgerüstete Gruppe nach Schleswig und im Dezember nach Grove.
Stab | 1. Staffel | 2. Staffel | 3. Staffel | ||||
Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst |
1. Januar | Vechta | 1. Januar | Vechta | 1. Januar | Wittmundhafen | 1. Januar | Kastrup |
August | Schleswig | August | Schleswig | April | Vechta | März | Vechta |
Dezember | Grove | Dezember | Grove | August | Schleswig | August | Schleswig |
Dezember | Grove | Dezember | Grove |
II. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 3
Die II. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 3 lag zu Beginn des Jahres 1944 in Schleswig, die 4. Staffel in Westerland. Sie unterstand der 2. Jagd-Division und war mit der Messerschmitt Bf 110 und der Junkers Ju 88 C ausgerüstet. Im März verlegte die Gruppe nach Langendiebach. Hier wurde die Gruppe komplett auf die Junkers Ju 88 C umgerüstet. Im Mai verlegte die Gruppe nach Plantlünne und im August nach Gütersloh. Hier erfolgte die Umrüstung auf die Junkers Ju 88 G. Am 3. September folgte die Verlegung nach Grove und im November zurück nach Schleswig.
Stab | 4. Staffel | 5. Staffel | 6. Staffel | ||||
Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst |
1. Januar | Schleswig | 1. Januar | Westerland | 1. Januar | Schleswig | 1. Januar | Schleswig |
März | Langendiebach | 21. Januar | Schleswig | März | Langendiebach | März | Langendiebach |
Mai | Plantlünne | März | Langendiebach | Mai | Plantlünne | Mai | Plantlünne |
August | Gütersloh | Mai | Plantlünne | August | Gütersloh | August | Gütersloh |
3. September | Grove | August | Gütersloh | 3. September | Grove | 3. September | Grove |
November | Schleswig | 3. September | Grove | November | Schleswig | November | Schleswig |
November | Schleswig |
III. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 3
Die III. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 3 lag zu Beginn des Jahres 1944 in Stade. Die Gruppe unterstand der 2. Jagd-Division und war mit der Messerschmitt Bf 110 ausgerüstet. Im April kehrten die 7. und 8. Staffel nach Stade zurück. Im August verlegte die Gruppe nach Düsseldorf und im September nach Westerland. Hier begann die Umrüstung der Gruppe auf die Junkers Ju 88 G, die bis Ende des Jahres abgeschlossen war.
Stab | 7. Staffel | 8. Staffel | 9. Staffel | ||||
Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst |
1. Januar | Stade | 1. Januar | Nordholz | 1. Januar | Lüneburg | 1. Januar | Stade |
August | Düsseldorf | April | Stade | April | Stade | August | Düsseldorf |
September | Westerland | August | Düsseldorf | August | Düsseldorf | September | Westerland |
Dezember | Stade | September | Westerland | September | Westerland | Dezember | Stade |
Dezember | Stade | Dezember | Stade |
IV. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 3
Die IV. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 3 lag zu Beginn des Jahres 1944 in Grove, die 10. Staffel in Aalborg-West. unterstand der 2. Jagd-Division und war mit der Messerschmitt Bf 110 und der Junkers Ju 88 C ausgerüstet. Am 8. Januar verlegte die Gruppe nach Westerland, die 10. Staffel nach Grove. Die 11. Staffel wurde im April 1944 aufgelöst und im August 1944 neu aufgestellt. Im September verlegte auch die 10. Staffel nach Westerland. Am 30. Oktober 1944 wurde die Gruppe zur III. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 2 umbenannt und schied aus dem Geschwaderverband aus. Zum 1. November 1944 wurde aus der III. / Nachtjagdgeschwader 2 in Varel eine neue IV. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 3 aufgestellt. Die beiden Gruppen tauschten also ihre Bezeichnungen. Im Dezember verlegte die Gruppe nach Jever.
Stab | 10. Staffel | 11. Staffel | 12. Staffel | ||||
Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst |
1. Januar | Grove | 1. Januar | Aalborg-West | 1. Januar | Grove | 1. Januar | Grove |
8. Januar | Westerland | 8. Januar | Grove | 8. Januar | Westerland | 8. Januar | Westerland |
September | Westerland | ||||||
November | Varel | August | Westerland | November | Varel | ||
Dezember | Jever | November | Varel | Dezember | Jever | ||
Dezember | Jever | November | Varel | ||||
Dezember | Jever |
Im Juni 1944 wurde in Grove in Dänemark die Schulstaffel des Nachtjagdgeschwaders 3 aufgestellt. Diese war mit der Messerschmitt Bf 110 und der Junkers Ju 88 ausgerüstet und wurde im Dezember 1944 in die 4. Staffel des Nachtjagdgeschwaders 7 eingegliedert. Noch im Dezember wurde die Staffel in Grove neu aufgestellt, jetzt unter der Bezeichnung 16. Staffel des Nachtjagdgeschwaders 3.
Zwei Flugzeuge des NJG 3 werden im Royal Air Force Museum in London ausgestellt. Dies sind eine Messerschmitt Bf 110 G Werk Nr. 730301, die an Britische Truppen im Jahre 1945 übergeben wurde, und eine Junkers Ju 88 R-1, Werk Nr. 360043, Die 1943 in Britische Hände fiel.
Eine Überblick über die Flugzeugbestände des Nachjägergeschwaders kann man sich hier verschaffen. Es wird schnell klar, dass Helmut Lent als “Geschwaderkommodore des NJG3” kein “einafacher Pilot” war, als der er of dargestellt wird, sondern ein hochrangiger Offizier mit Personalverantwortung.