Umbenennung weiter offen
Die Kreiszeitung zitiert Lars Klingbeil, den Generalsekretär der SPD mit den Worten: “Die Bundesverteidigungsministerin hat sich mir gegenüber geäußert, dass die Beibehaltung des Namens der Lent-Kaserne auf Grundlage des neuen Traditionserlasses doch noch geprüft werden muss. Letzte Woche gab es andere Signale. Nun ist die Verwirrung perfekt.“
Das zeigt, dass Lars Klingbeil das Prinzip, nach dem Kasernennamen vergeben werden noch immer nicht verstanden hat.
Was sagt der neue Traditionserlass.
Maßgeblich sind zwei Stellen des Traditionserlasses
3.3 Historische Beispiele für zeitlos gültige soldatische Tugenden,(…), können in der Bundeswehr Anerkennung finden. Sie sind jedoch immer im historischen Zusammenhang zu bewerten und nicht zu trennen von den politischen Zielen, denen sie dienten. Für die Bundeswehr, die freiheitlichen und demokratischen Zielsetzungen verpflichtet ist, kann nur ein soldatisches Selbstverständnis mit Wertebindung, das sich nicht allein auf rein handwerkliches Können im Gefecht reduziert, sinn- und traditionsstiftend sein.
4.13 Die Benennung von Liegenschaften, Kasernen und Verbänden / Dienststellen stärkt die Identifikation sowie Bindungen und ist Teil der Traditionspflege der Bundeswehr. Das Verfahren zur Benennung und Umbenennung von Liegenschaften und Kasernen ist in der ZDv A-2650/2 festgelegt. (…) Bestehende Benennungen müssen diesem Traditionserlass entsprechen. (…)
Was bedeutet das für die Lent Kaserne?
Es fällt nicht schwer, festzustellen, dass Lent nicht in den Anforderungen des Traditionserlasses unterzubringen ist. Dessen Absicht ist klar: es sollen die Wertebindung an das Grundgesetz, Kernprinzipien, wie “innere Führung” betont und ein Schwerpunkt auf die eigene Geschichte und Tradition der Bundeswehr gelegt werden. Die Reduktion auf das “rein handwerkliche Können im Gefecht” ist alleine nicht ausreichend, wenn sie nicht mit einer “Westbindung” einhergeht – auch Tugenden sind nicht zu trennen von den politischen Zielen, denen sie dienten. Lent kann mit diesen Merkmalen nicht dienen.
Daher ist die Umbenennung keine Frage des “ob” sondern eine Frage des “wann“. Die unveränderte ZDv A-2650/2 legt das Procedere fest. Darin ist beschrieben, dass zunächst die Truppe einen neuen Namen sucht, dieser dann mit der übergeordneten Dienststelle und ggf. Hinterbliebenen geklärt wird, danach die Gemeinde einbezogen wird, und danach der neue Name formal bei der Bundesverteidigungsministern beantragt wird. Stimmt die zu, dann wird die Kaserne feierlich umbenannt. An diesem Procedere hat sich in den vergangenen 5 Jahren nichts geändert. Es ist sehr erstaunlich, dass Lars Klingbeil eine “Entscheidung von oben” einfordert, wo doch die ZDv A-2650/2 und auch das Prinzip der inneren Führung vorsieht, dass diese Traditionsfragen “von unten” erfolgen sollen.
Man muss den Soldaten zugestehen, dass es sicher wichtigere Dinge gibt, als sich einen neuen Kasernennamen zu suchen und sicher ist wenig bis keine Zeit für einen breiten Diskussionsprozess mit allen Soldaten des Standorts. Denn diese haben auch wichtigere Aufgaben.
Andererseits gibt es innerhalb und außerhalb der Kaserne bereits einige Vorschläge die eine Chance haben könnten. Wenn man von diesen 2-3 auswählte, wäre eine Wahl eine einfache Angelegenheit – zumal diese nur die “Vertrauensleute” betrifft.
Was können Kreis und Gemeinde tun?
Um diesen gordischen Knoten aufzulösen, könnten sowohl der Rat der Stadt Rotenburg, als auch der Kreistag einen Beschluss fassen, der den Soldaten der Kaserne erlaubt, den Namen zu wechseln ohne damit gegen einen Wunsch des Rates oder des Kreistages zu verstoßen. Dieser könnte z.B. so lauten: “Wenn wegen interner Anforderungen der Bundeswehr eine Umbenennung der Liegenschaft “Lent-Kaserne” geboten ist, stimmen wir einer Umbenennung der Lent Kaserne zu. Wir bitten die Soldaten uns über ihre Wahl in Kenntnis zu setzen, vertrauen aber darauf, dass sie für die Kaserne einen Namen finden, der den Ansprüchen der Bundeswehr und der Soldaten genügt.
Dies würde helfen, den Prozess flüssig abzuschließen und die lange anhaltenden Diskussion zu beenden.
Link zum Artikel in der Kreiszeitung: